Wilde Männle im Dickach bei Oberstdorf

Der Schattenberg vom Ort
Der Schattenberg vom Ort
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Im Dickach am Schattenberg oberhalb des Faltenbachs lebten langer Zeit wilde Männle. Einmal kamen Kienberger Heuzieher, die am nahen Ochsenhof Bergheu holten, vorbei. Da rief ihnen eines der Männle zu: "Saget Kolumba, Tanne Hans sei g'storbe!" Da die Heuzieher aber keine Kolumba kannten, vergaßen sie den Auftrag. Erst am Abend erinnerte sich einer von ihnen daran und erzählte beim "Hugarte" von dem sonderbaren Ereignis. Da kam ein altes Weible hinter dem Ofen hervor und sagte: "Ja, wenn Tanne Hans g'storben ist, will ich heim!" Darauf ging es zur Türe hinaus und wart nie mehr gesehen.

In der Fastnacht verkleideten sich die Wilden Männle gerne. Dazu liehen sie sich die Sonntagstrachten der Oberstdorfer, die diese in ihren "Drucken" (Kleidertruhen) verstaut hatten, aus. Das sah überaus lustig aus, wenn die die kleinen, verwurstelten Gesellen in den viel zu großen Kleidern Oberstdorfer steckten. Natürlich stolpertern sie dann und immer wieder über die langen Kleider oder Hosenbeine. Wenn man den richtigen Moment abwartete, dann konnte man die Wilden Männle sogar auf den Wiesen am Schattenberg tanzen sehen. Anschließend brachten die Wilden Männle das "entliehene Häß" sauber gereinigt und zusammengelegt zurück. Es ist übrigens kein einziges Mal vorgekommen, das sie etwas kaputt zurückbrachten. 

* Dickach: Gebiet oberhalb der Schattenbergschanze (Steiner)
nach "Wilde Männle bei Oberstdorf", Reiser, S. 142 und "Wilde Männle und die Fastnacht", Endrös/Weitnauer, S. 164