Wie der Teufel sich an den Lutz heranmachte?

Der Lutz von Tiefenbach war ursprünglich ein guter und gottesfürchtiger Mensch, und dass er auf Abwege geraten ist, daran war nur sein ewiges unüberlegtes Fluchen schuld. Jener Lutz war ein passionierter Wildschütze. Eine Zeitlang hatte er ein so unerhörtes Jagdglück, dass man hätte meinen können, das Wild dränge sich geradezu vor seine Büchse. Zunächst dachte sich der Lutz nichts dabei. Aber dann wurde er doch stutzig. An einem Pfingstmorgen nämlich hatte er eben zwei feiste Böcke in schöner Schussnähe ausgemacht. Noch ehe er die Büchse anlegen und zielen konnte, krachte auch schon der Schuss. Nur ein einziger Knall war es gewesen, aber beide Böcke lagen jeder mit einem sauberen Blattschuss da. Da wurde es dem Lutz unheimlich. Zwar hatte er beim Jagen immer eine geweihte Hostie bei sich, nicht um den Herrgott zu kränken, sondern eben nur des besseren Jagdglücks wegen. Jetzt aber war ihm nimmer wohl bei der Sache. Er ging wallfahrten und beichten und versprach dem Beichtvater, nie mehr eine Hostie nach der Kommunion aus dem Mund zu nehmen und zum Wildbannen zu benützen. Der Lutz hielt sein Versprechen. Aber der Teufel machte sich auf andere Weise an ihn heran. Wie der Lutz eines Tages ins Revier kommt, sieht er einen kapitalen Bock, der, grad wie hingestellt für ihn, bloß auf den Schuss zu warten schien. Da merkt der Lutz, dass der Bock sich nicht rühren kann, dass er Blut schwitzt und dass ihm die Augen von Tränen überlaufen. Und, was ist das? Der Bock wird ja von garstigen Pranken festgehalten, von Pranken und Krallen! Von da an ist es mit der Leidenschaft des Lutz endgültig ausgewesen. In seinem ganzen Leben hat er kein Wild mehr geschossen. Im Winter aber, wenn das Wild Not litt, konnte man den Lutz mit riesenhaften Heubinkeln (Bündel) in den Wald stapfen sehen. Er wollte wieder gutmachen, was er der armen Kreatur einst angetan. Deshalb waren unter das Heu immer viele geweihte Kräuter vom letzten Frauentag gemischt, Kräuter aus der "Zange", dem Kräuterweihbüschel. Sobald nämlich etwas Geweihtes durch den Leib eines wehrlosen Tieres geht, kann ihm fortan kein höllischer Zwang mehr etwas anhaben.