Joseph Anton Vogler (1839-1895)
Der Pionier des Fremdenverkehrs
Als Mitte des 19. Jahrhunderts der Fremdenverkehr so langsam bei uns Fuß fasste, wurde diese Chance in unserem Ort von einer kleinen Anzahl weitsichtiger Männer erkannt, die begannen, diesen neuen interessanten Wirtschaftszweig mit denen ihnen zustehenden Mitteln zu fördern. Neben dem Dorfarzt Dr. Ulrich Reh muss hier mit an erster Stelle Josef Anton Vogler genannte werden.
Seine Eltern waren der Landwirt und Kaufmann Claudius Vogler und dessen Ehefrau Josepha, geb. Haug. Am 24. März 1839 kam er auf die Welt und wuchs im Haus Nr. 150 - heute am Marktplatz Nr. 7 - auf. Schon mit 25 Jahren, als sein Vater starb, musste er in die Verantwortung und somit den Gemischtwarenladen und die Landwirtschaft übernehmen. Zwei Jahre später traf ihn das Schicksal vieler Oberstdorfer: Haus und Geschäft brannten beim großen Brand ab. Trotzdem ließ er sich nicht entmutigen und baute das Geschäft größer wieder auf. 1872 heiratet er die Sonthofnerin Josepha Hatt, die ihm die 2 Töchter Amalie und Frieda schenkte. Leider verstarb seine junge Ehefrau 1879 mit gerade 27 Jahren. Im gleichen Jahr heiratete er deren Schwester Amalie. Aus dieser Ehe entstanden zwei weitere Töchter, Elsa und Luise, und der einzige Sohn Claudius, der jedoch nur 7 Monate alt wurde. Auch seine Lebenstage waren zu diesem Zeitpunkt schon gezählt. Am 18. November 1895 erlag Joseph Anton einer heimtückischen Krankheit.
Joseph Anton war anscheinend ein sehr erfolgreicher Geschäftsmann, denn er konnte sich leisten, zusammen mit seiner Tochter Amalie „Bildungsreisen“ zu verschiedenen Kurorten des In- und Auslandes zu unternehmen. Zu dieser Zeit sicher nicht ein üblicher Luxus.
Doch der private geschäftliche Erfolg genügte ihm nicht, nein er begann sich früh auch der Zukunft unseres Marktfleckens zu widmen. Besonders am Herzen lag ihm das gerade aufgesprossene Pflänzchen Fremdenverkehr. Da einer alleine die anstehenden Aufgaben finanziell selbst nicht schultern konnte, gründete er mit seinem Partner Dr. Ulrich Reh im Jahre 1872 mit dem Verschönerungsverein, und damit den Motor des Tourismus in Oberstdorf. Ziel war es die Infrastruktur zu verbessern. Naturgemäß befasste er sich eher mit der geschäftlichen und technischen Seite des Vereins, während Dr. Reh den Gesundheitsbereich in Angriff nahm.
Der Schwerpunkt Voglers Arbeit lag anfänglich im Wegebau. Spazierwege, Alleen und Wanderwege und auch deren Beschilderung wurden unter seiner Anleitung erstellt. U. a. wurden in den kommenden Jahren der Weg zum Faltenbachwasserfall, beide Wege auf den Freibergsee (Renk / Ziegelbach), zu den Wasserfällen des Höllentobels, zur Anlage Loretto - Krappberg - Halden, zur Allee vom Ried gegen die Birgsau und der Oytalweg gebaut. Dass er sich dadurch nicht nur Freunde schaffte, sondern auch mit größerem Problemen zu kämpfen hatte, die ihm Neider in den Weg legten, sei nur nebenbei erwähnt. 1883 ließ der Verschönerungsverein nach seinen Ideen und unter seiner Leitung das Moorbad erbauen. Intensiv forcierte er auch den Bau der Eisenbahn, die 1888 erstmals Gäste nach Oberstdorf beförderte. 1893 konnte der Verschönerungsverein durch Voglers entscheidende Mithilfe den Freibergsee kaufen und auch dort eine Badeanstalt und den Kahnfahrtvermietung in Betrieb nehmen. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten sich die Gästezahlen mehr als verdoppelt.
Joseph Anton Voglers Einfluss kam jedoch nicht von ungefähr: Die Basis und den Rückhalt verschaffte er sich durch seine unermüdliche ehrenamtliche Arbeit in verschiedensten Vereinen und Organisationen. Selbstredend war er über viele Jahre Mitglied im damaligen Gemeinderat.
Viele Jahre trommelte er auch in der Musikkapelle. Eine Trommel mit seinem Namen befindet sich heute noch im Heimatmuseum.
Daneben vertrat er Oberstdorf als Vorstandsmitglied in der Sektion Immenstadt des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins und sorgte in dieser Funktion für den Bau vieler Wege (z.B. Geißbachtobelweg) und auch dem des Nebelhornhauses 1890.
Seine wichtigste Hausmacht verschaffte er sich jedoch durch seine Mitgliedschaft bei der Freiwilligen Feuerwehr, deren Gründungsmitglied er 1874 war. Bis zum Jahre 1895 blieb er Schriftführer und war zeitweise auch Adjutant (stellvertretender Kommandant).
So war sein früher Tod nicht nur ein großer Verlust für seine Familie sondern auch für unseren Ort. Sein Schwiegersohn Franz Josef Meier schrieb es treffend in seinem Artikel zum 25. Todestag Joseph Anton Voglers:
"... wo immer wir Umschau halten in Oberstdorf, stoßen wir auf die Spuren des Joseph Anton Vogler, dessen Tätigkeit so ersprießlich war für die Hebung des Fremdenverkehrs. ... Wenn heute Oberstdorf einen Weltruf erlangt hat, wenn aus allen Gauen unseres großen deutschen Vaterlandes und selbst aus dem Ausland jedes Jahr Fremde in großer Anzahl nach Oberstdorf kommen, das größte Verdienst hierfür kann sich der Mann buchen, der heute vor 25 Jahren die Augen für immer geschlossen hat."
So war es längst überfällig, dass Oberstdorf ihm seine Ehre erwies. 110 Jahre nach seinem Tod wurde der Weg von der Mühlenbrücke zum Moorbad nach ihm benannt.
Anmerkung:
Vielen Dank an Gabriele Eyer, der Urgroßenkelin Joseph Anton Voglers, die mir viele Texte und Bilder bereitgestellt hat.
Links
Chronik des Verschönerungsvereins (extern)