Der Künstler Franz Josef Tripp (1915-1978)
Untertitel: War der Räuber Hotzenplotz ein Tiefenbacher?
Als ich auf der Homepage der Villa Jauss nachschaute, welche Austellungensich so für die nächsten Zeit für ankündigt wurden, stieß ich auf den "Räuber Hotzenplotz". Als Grundschullehrer und Vater von 5 Kindern machte mich das doch ganz schön neugierig: "Villa Jauss und Hotzenplotz" wie passt das zusammen?
Auf der Homepage der Villa Jauss wurde eine Ausstellung über den Maler Josef Tripp folgender Maßen angekündigt:
"Die Ausstellung zeigt die Originale der weltberühmten Illustrationen zu Michael Endes „Jim Knopf“ und Preußlers „Räuber Hotzenplotz“. Wer hätte gedacht, dass diese Tuschezeichnungen von Franz Josef Tripp in Tiefenbach entstanden sind?"
Natürlich hätte ich das nicht gedacht - ich wusste einfach nichts darüber. Deshalb begann ich zu recherchieren.
Zuerst fragte ich meinen Vater: "Kennst du einen Franz Josef Tripp?" "Klar," meinte er, "das ist doch der Tiefenbacher, der die ganzenProspekte von Oberstdorf gemacht hat. Für die Kraftpost haben wir da einige Prospekte in den 60gern entwerfen lassen. Der hat so ähnlich gemalt wie der "Neef". Berühmt war er für seine urigen Illustrationen in der Zeitschrift der Gebirgsjäger, die im Krieg herauskamen."
Danach besuchte ich Wikipedia - ob die ihn wohl kannten? Natürlich - sie widmeten ihm sogar eine eigene Seite. Jetzt wusste ich, dass er am 7. Dezember 1915 in Essen auf die Welt kam und dass er eigentlich Journalist und Schriftsteller werden wollte. Er begann jedoch, seine Artikel mit eigenen Zeichnungen zu ergänzen. Dann kam der Krieg dazwischen und danach ließ er sich als Maler und Grafiker ausbilden. 1960 begann er dann mit den Illustrationen zu dem Kinderbuch " Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer" von Michael Ende. Diesem folgten weitere Aufträge wie auch der Räuber Hotzenplotz.
Aber immer noch wusste ich nichts über sein Leben in Tiefenbach. Bei Google fand ich dann einen Hinweis, dass im Radiosender SWR2 2007 eine Sendung über die Tripps ausgestrahlt wurde .... und es gab eine Textversion dieser Sendung. Mit deren Hilfe konnte ich doch einiges Neues über Franz Josef Tripp erfahren. Die genauen Lebensdaten erfuhr ich dankenswerter Weise vom Einwohnermeldeamt in Oberstdorf.
Seine Ausbildung zum Gebirgsjäger absolvierte er in Sonthofen. Bei dieser Gelegennheit lernte er auch seine zukünftige Frau, eine Tiefenbacherin, kennen. Nach dem Krieg, den er ohne Beförderung "nur" als Gefreiter beendete, zog er nach kurzer Gefangenschaft zu seiner Frau nach Tiefenbach in die Lochbachstr. 10 (früher Tiefenbach 34 ¼). Seine Frau Josefa Tripp hieß mit Mädchennamen Mathes. Das Geschäft ihrer Eltern, ein Gemischwaren- und Flaschenbierhandel, befand sich in der Wasachstr. 3. Schon wenige Tage nach Kriegsende wurde sein Sohn Jan Peter in Oberstdorf geboren, der - nebenbei erwähnt - auch Künstler wurde.
Schon bald begann, er sich und seine Familie mit Illustrationen zu allen möglichen Anlässen am Leben zu erhalten. Viele Prospekte aus den 50gern und 60gern aus unserem Gebiet wurden von ihm erstellt. Mit den Illustrationen zu den Ende-Büchern kam für ihn zwar künstlerisch der große Durchbruch, finanziell hat sich die Sache jedoch anscheinend nicht rentiert, wenn man den Worten seines Sohnes glauben darf. Die Bücher wurden zwar weltweit in einer riesigen Auflage verkauft, doch einen Vertrag, der ihn am Umsatz des Verlages beteilgte, gab es nicht.
Doch nun zurück zu unserer Ursprungsfrage: War der Räuber Hotzenplotz ein Tiefenbacher? Wenn wir das obige Bild anschauen, wird diese Frage wohl nicht zu beantworten sein. Dieser Wald - diese Kleidung - die kann's überall geben! Aber schauen wir uns einmal den Seppl auf dem Bild rechts an: "Ist das kein Tiefenbacher?"
Am 19.Februar 1978 , mit 63 Jahren, verstarb der Künstler Franz Josef Tripp in Oberstdorf. Zu diesem Zeitpunkt konnte er schon miterleben, dass sein Sohn Jan Peter Tripp, der zusammen mit dem Schriftsteller H.G. Sebald das Gymnasium in Oberstdorf besucht hatte, zum anerkannten Künstler herangereift war.