Trettachspitze (2595 m, Mädelegabel-Gruppe)

Die Trettach bildet den malerischen Talabschluss des Trettachtales
Die Trettach bildet den malerischen Talabschluss des Trettachtales
Jürgen Mende

"Wenn eine Spitze unübersteigbar ist, so muss es diese sein!" - so schreibt der Pionier der Bergsteigerei Hermann von Barth in seinem 1869 erschienen "Allgäuer Wegweiser" über die Trettachspitze. Der nördlichste und kühnste Felsenzahn der Hauptkette der Allgäuer Alpen bildet der berühmteste Kletterberg in unserem Gebiet: die Trettachspitze. Sein Gestein besteht aus Hauptdolomit. Sie liegt direkt an der Verlängerung des Himmelschrofengrats, der sich von Oberstdorf aus in Richtung Süden zieht. Sein nördlicher Nachbar, der Wilden­gundkopf, bildet den Abschluss dieses Grates. Auf der westlichen Seite befindet sich das Stillachtal und auf der Ostseite das Trettachtal. Im südlichen Anschluss der Trettachspitze steht durch einen schmalen Grat getrennt die Mädelegabel.

Eine Gruppe Oberstdorfer Bergführer ersetzten 1902 ein einfaches Holzkreuz, das dort wahrscheinlich Johann Baptist Schraudolph im letzten Quartal des 19. Jahrhunderts errichtet hatte.

Name:

Es ist klar, dass der Fluss Trettach der Trettachspitze seinen Namen gab. Noch vor etwa 150 Jahren war die Bezeichnung für den Berg widersprüchlich. In Einödsbach wurde er „Giis(t)kopf“ genannt, wobei den Einwohnern damals schon nicht mehr klar war, dass der Name, wie Steiner erläutert, sicher nicht auf "Geister" oder den Tiernamen "Geiß", sondern auf den Tiernamen Geyer zurückzuführen ist. Es könnte aber auch sein, dass der Name „Giistkopf“ auch einfach eine Erfindung von Baptist Schraudolph war. Der Name Mädelegabel beinhaltet ursprünglich auch die Trettach, als einen Zinken der Gabel. Erst Hermann von Barth und Waltenberger verhalfen dem Namen Trettachspitze zum Sieg.

Besteigungsgeschichte:

Im Führer "Die Algäuer Alpen bei Oberstdorfer und Sonthofen" von 1856 schreibt der Autor Groß, dass zwei Hirtenknaben zusammen mit ihrer 12jährigen Schwester im Jahre 1855 eine Stange auf dem nördlichen der 3 Gipfel der "Mädelegabli" aufgestellt hätten. Hermann von Barth und Enzensperger nennen uns in ihren Schriften die Namen: Urban und Alois Jochum. Von der Schwester Viktoria Jochum berichten sie zwar auch, sie wird jedoch als Ehefrau des Zweitbesteigers Baptist Schraudolph aus Einödsbach genannt. Sie muss demnach eine erwachsene Frau gewesen sein, als sie mit ihrem Ehemann im Herbst 1855 die dritte Besteigung der Trettachspitze durchführte. Baptist Schraudolph und die Trettachspitze gehören in der Folge zusammen. 1869 führte er den jungen Assessor Hermann von Barth aus Sonthofen auf die Trettach. Schraudolph verlangte für die Tour übrigens nur einen Gulden, doch Barth war so begeistert, dass er ihm zwei Gulden gab.  Das war die erste touristische Besteigung des Berges.

1886 bestieg Modlmayr führerlos die Trettach und schrieb darüber einen vielbeachteten Bericht in den „Mittheilungen des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins“ 1888. Darin zitiert er den legendären Oberstdorfer Bergführer Johann Baptist Schraudolph mit der Aussage: „Die Höfats ist zur Trettachspitze wie Tag und Nacht.“

Erschließung:

Natürlich gibt es auf diesen Berg keinen Wanderweg und eigentlich führen nur zwei für Normalbergsteiger begehbare Pfade an den Einstieg zu den beiden einfachsten Aufstiegsrouten. Der eine Weg kommt vom Waltenberger Haus herüber unter den Bergen der Guten Hoffnung hindurch und der zweite über den Einödsberg und der sogenannten Märchenwiese zum Firnfeld unter dem Nordfuß des Berges. Früher gab es noch einen Aufstieg über Spielmannsau und die Untere Mädele-Alpe hinauf zum Wildengundkopf. Dieser Weg ist leider abgegangen. Vom Firnfeld aus führen der Nordostgrat und Nordwestgrat, die beiden leichtesten Kletterrouten an der Trettachspitze, zum Gipfel. Die schwierigsten Stellen dieser Routen liegen im Dreierbereich.

Die Trettach - "der" Kletterberg des Allgäus
Die Trettach - "der" Kletterberg des Allgäus
AR
Der Allgäuer Hauptkamm mit Trettach, Mädelegabel und Hochfrottspitze
Der Allgäuer Hauptkamm mit Trettach, Mädelegabel und Hochfrottspitze
AR