Unser altes Bad: Tiefenbach

Tiefenbach mit Kirche vom Ende der Falkenstraße
Tiefenbach mit Kirche vom Ende der Falkenstraße
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Beschreibung und Geschichte

Funde aus der Mittelsteinzeit (im Oberstdorfer Heimatmuseum ausgestellt) und Bronzezeit (Bronzebeil beim Sonnwald im Rohrmoos) beweisen, dass Tiefenbach schon sehr früh von Sammlern und Jägern besucht wurde. Eine echte Besiedlung Tiefenbachs kann aber erst für das frühe Mittelalter angenommen werden. Die erste sicherer Beurkundung stammt aus dem Jahre 1361, als die Brüder Oswald und Marquard von Heimenhofen ihren Oberallgäuer Besitz aufteilten. Kirchenrechtlich gehörte der Ort damals noch zur Pfarrei Fischen. Im ausgehenden Mittealter gehörte die Mehrzahl der Güter und Leute zur Grafschaft Rotenfels. 1471 erhielten die Montforter Grafen das Recht in Tiefenbach Eisen abzubauen. Die Grube wurde aber schon bald wieder aufgegeben. 1499 wurde Tiefenbach dann endlich zur eigenen Pfarrei. Damals zählte die Einwohnerschaft etwa 150 bis 180 Personen. Natürlich beteilgten sich auch die Tiefenbacher Bauern am erfolglosen Bauernkrieg im Jahre 1525. 1564 verkaufte der Montforter Graf Ulrich VIII. die Grafschaft Rotenfels und somit auch Tiefenbach an seinen Schwager Johann Jakob von Königsegg.

Einen besonderen Ruf hatte Tiefenbach als Heilbad. Graf Hogo von Montfort baute 1518 sogar ein eigenes Badeanwesen für das Schwefelbad. Auch das abgelegene Dorf wurde von den Auswirkungen des dreißigjährigen Krieges heimgesucht. Insbesondere die Pest traf den Ort schmerzlich. So verringerte sich die Bevölkerung von 240 Einwohnern im Jahre 1630 auf 108 im Jahre 1638. Die schaurige Sage „Kegelnde Pestgeister auf der Moosalpe“ erinnert an dieses Ereignis.

Trotz einer ganzen Reihe von Unwetterkatastrophen, die in den folgenden Jahrhunderten immer wieder mit strengen Wintern und nassen Sommern zu Hungersnöten führten, vergrößerte sich die Einwohnerschaft bis zum Jahre 1790 auf 417. Eine wesentlich Veränderung erfuhr die Gemeinde bei der in den Jahren 1774/75 durchgeführten Vereinödung (=Flurbereinigung). Bis dahin lag der Ort als geschlossene Ortschaft zwischen der Pfarrkirche und Wasach. Daneben bestanden schon Winkel und Räppele. Von 51 Häusern im Ort wurden 37 abgerissen und auf dem freien Feld wieder aufgebaut. Hierzu gehören z.B. die Häuser an der Straße zur Breitachklamm.

Im Jahre 1804 kam Tiefenbach im Zuge der napoleonischen Kriege zu Österreich und schon 1805 endgültig zu Bayern. Als das Bistum Konstanz 1821 aufgelöst wurde, war der Bischof von Augsburg für das Seelenheil der „Duifebacher“ zuständig. Erst 1898/99 wurde die Anbindung zur Distriktstraße, der heutigen B19, erstellt. Das heißt, dass bis zu diesem Zeitpunkt ein Fuhrwagenverkehr nur über die Straße nach Obermaiselstein möglich war, was sichtbar macht, wie weit voneinander entfernt sich Tiefenbach und Oberstdorf damals noch befanden.

Ein überaus wichtiges Ereignis war 1905 die Einweihung des Weges durch die Breitachklamm, der auf Drängen des damaligen Pfarrers Schiebel verwirklicht wurde. Ein weiterer wichtiger Tag war 1917 die Einweihung der Heilstätte Wasach, in der ursprünglich eine Lungenheilanstalt untergebracht war. Heute ist sie eine Rehaklinik für Orthopädie. Leider brachte ein Gutachten des Balneologischen Institutes der Universität München - das Wasser war nicht gesund genug - 1960 das Aus für das Schwefelbad, das sich noch in den dreißiger Jahren große Beliebtheit erfreute. 1972 wurde Tiefenbach mit 774 Einwohnern in den Markt Oberstdorf eingegliedert.

Lage

Am Südhang des Ochsenberges (1179 m) und am westlichen Rand des Oberstdorfer Talkessels liegt der Ortsteil Tiefenbach. Die ehemals selbständig Gemeinde besteht wiederum aus mehreren Ortsteilen, von denen hier nur die wichtigsten aufgezählt werden: Räppele (an der Kreisstraße), Wasach, Winkel, Lochwiesen, Ferlewang, Oib, Bachtel und Gsessel. 
Die Entfernung von Oberstdorf beträgt ca. 5,5 km.

Oberstdorf Tiefenbach vom "Gsessel" aus gesehen
Tiefenbach vom "Gsessel" aus gesehen
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Tiefenbach mit Pfarrkirche St. Barbara
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Sanatorium Wasach in Tiefenbach
Sanatorium Wasach in Tiefenbach
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Oberstdorf Tiefenbachs Schwefel- und Kneippbad (um 1950)
Tiefenbachs Schwefel- und Kneippbad (um 1950)
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Das Wappen

Das seit 1969 bestehende Wappen verdeutlich die Ursprünge Tiefenbachs. Der Badezuber verweist auf das Heilbad und der Latschenkiefernzweig auf den Namen. Er wurde als Ableitung von der „Tüfe“ (= Dialektwort für Mooskiefer) gedeutet. In der Zwischenzeit scheint jedoch eine Ableitung von „Am tiefen Bach“ (= dem Lochbach) logischer.