Der Kühgund Lenz legt Schindriemen aus

Kühgund im Warmatsgundtal
Kühgund im Warmatsgundtal

Was fällt einem nicht alles ein, wenn der Tag lang und die Arbeit eintönig ist? Man probiert's dann wohl mit einer Gesellschaft, und die zwei Hirten von der Tiefenbacher Alpe versuchten's mit dem Kühgund Lenz, einem Kollegen, der ab und zu aus seinem Revier zu ihnen einen Abstecher machte und ihnen allerhand ungerades Zeug erzählte. Was aber ein rechter Hirte ist, der hat keine Zeit und keine Gelegenheit, alle Augenblicke solche Abstecher zu machen, denn er ist ja zum Halten da und nicht zum Spazierengehen. Spazierengehen aber konnte der Lenz nur, weil er "Schindriemen" zu legen verstand. Er hatte einmal sieben Rindern bei lebendigem Leib die Haut abgezogen, diese in lauter feine Riemen zerschnitten und dann zu einem langen ledernen Seil geknüpft. Wenn er nun, anstatt auf das Vieh aufzupassen, fort wollte, brauchte er nur rings um den für diesen Tag vorgesehenen Weideplatz die Schindriemen auszulegen, und kein Stücklein konnte darüber hinaustreten.

Freilich, es war noch eine Teufelsbeschwörung damit verbunden; von dieser aber erzählte der Lenz seinen Tiefenbacher Spezis nichts. Als diese nun ihrerseits daran gingen, sich auch solch kommode Schindriemen zu verschaffen, stand plötzlich der Böse leibhaftig vor ihnen und hielt ihnen ein Buch zum Unterschreiben hin. Da wußten sie, was es geschlagen hatte und hielten mit ihrer gottserbärmlichen Tierquälerei ein; sie legten dem bereits zu Schaden gekommenen Tier linde Kräuter auf und waren froh, daß sie den Teufel nochmals los wurden.