Wie kam das Skifahren nach Oberstdorf?

Holzskier aus der Jahrhundertwende (Heimatmuseum)
Holzskier aus der Jahrhundertwende (Heimatmuseum)
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Der Ski, das vielleicht älteste Sportgerät in der Geschichte, entstand aus der Notwendigkeit, sich auch in tiefem Schnee fortbewegen zu können. Die ersten Geräte zur Fortbewegung im Schnee waren jedoch die Schneereifen oder Schneeschuhe.

Hierbei wurde ein runder oder länglicher Holzreifen mit einem Leder- oder Zweiggeflecht versehen und an den Schuhen befestigt. Im Winter 1879/80 probierten einige Mitglieder der Kemptener Alpenvereinssektion den "Schneeschuhlauf" aus. Doch schlief in unserer Gegend das Interesse an dem neumodischen Sport bald wieder ein. Man war der Ansicht, dieses Geräte tauge bestenfalls für skandinavische Verhältnisse, um im Tiefschnee bequemer längere Strecken zurücklegen zu können.

Aus diesen Schneereifen entstanden die ersten Skier. Die Jäger und Wandervölker des Nordens verwendeten bald anstelle der Holzreifen längerer Holzbretter. "Ski" ist das nordische Wort für Holzscheit. Statt durch den Schnee zu stapfen, konnten sie nun auf ihren Brettern über längere Strecken gleiten. Dies geschah vor ungefähr 5000 Jahren. In unserer näheren Umgebung tauchte der erste Ski gegen Ende des 19. Jahrhunderts auf. In Oberstdorf war es der Winter 1891/92, als die ersten Oberstdorfer Versuche unternahmen, mit Skiern den Hang hinunterzugleiten. Diese Skier stammten jedoch auch aus dem hohen Norden. Es war zunächst eine kleine Gruppe, die sich diesem Sport widmete. Die Skiausrüstung war äußerst mangelhaft, man musste sich auf den eigenen Erfindungsreichtum, was beispielsweise die verschiedenen Bindungssysteme anging, verlassen. In den Anfängen rutschten einige Jugendliche auch auf selbstgemachten kurzen Fassdauben durch den Schnee.

Der alpine Schilauf wurde schließlich kurz vor der Jahrhundertwende in der Oberallgäuer Region eröffnet, indem man sich zum Aufstieg Seehundfelle unter die Skier schnallte. Hofrat Dr. Madlener, Dr. Müller und die Gebrüder Fritz und Eugen Heimhuber bezwingen 1897 das Nebelhorn mit Skiern. Bis zum Jahre 1904 fuhr man mit einer sogenannten Alpenstange. Mit dieser konnte man sich während der Talfahrt seitlich abstützen. Da die Bindungen hinten noch nicht arretiert waren, um den Aufstieg zu ermöglichen, fuhr man im Telemarkstil. Im Jahre 1904 brachte ein norwegischer Skilehrer die ersten Bambusstöcke nach Oberstdorf. Diese Erneuerung wurde dankbar angenommen. Mit dieser Zeit änderte sich auch der Stil. Man bastelte Bindungen, in denen der ganze Schuh fixiert war, und fuhr nicht mehr in der bisher knienden Haltung. Die Bergschuhe wurden schließlich durch spezielle Lederskischuhe ersetzt. Den Frauen war es lange nicht erlaubt in Hosen Ski zu fahren. Erst um 1910 fuhren die ersten Frauen in Hosen Ski. Im Jahre 1906 wurde der SC Oberstdorf gegründet. Der "Weiße Sport" verbreitete sich wider Erwarten rasch. Der Verein erhielt regen Zulauf, und bald wurden die ersten sportlichen Wettbewerbe ausgetragen.

Wenn Sie mehr über die Geschichte des Skilaufs erfahren wollen, empfehle ich Ihnen den Besuch des Heimatmuseums in der Oststraße, in dem Sie einen eigenen Raum zu diesem Thema finden.

Schneeschuhe aus den 1940er-Jahren
Schneeschuhe aus den 1940er-Jahren
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Skifahrer um 1900 vor dem Ort
Skifahrer um 1900 vor dem Ort
Archiv Heimatmuseum Oberstdorf
Holzskier aus der Jahrhundertwende (Heimatmuseum)
Holzskier aus der Jahrhundertwende (Heimatmuseum)
Archiv Heimatmuseum Oberstdorf
Holzskier aus der Jahrhundertwende mit Aufstiegsfellen (Heimatmuseum)
Holzskier aus der Jahrhundertwende mit Aufstiegsfellen (Heimatmuseum)
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