Der Rokokobildhauer Franz Xaver Schmädl (1705 - 1777)
Laut Eintrag im Taufregister kam am 1.November 1705 in Oberstdorf ein gewisser Franciscus Schmadel auf die Welt. Er war das vierte Kind von Andreas Schmadel und Monica Huber, welche danach noch fünf weitere Kinder auf die Welt brachte. Ein 1725 angefügter Nachtrag vermeldet, dass Vater Andreas aus Wattens bei Hall im Tirol stammte und von Beruf Hammerschmied war. Nichts deutete darauf hin, dass aus diesem Jungen einer der wichtigsten Rokokobildhauer Bayerns werden sollte. In Oberstdorf gab zu diesem Zeitpunkt eigentlich keine Lehrmeister, die ihm als Vorbild dienen hätten können.
Wo Schmädl seine Ausbildung genoss, konnte bisher nicht geklärt werden. Sehr wahrscheinlich verbrachte er seine Lehrjahre in Schwaben (Augsburg und/oder Dillingen). Kunsthistoriker meinen eine gewisse Nähe zu den Werken des Dillinger Bildhauers Stephan Luidl zu erkennen. Vielleicht ging er in seine Werkestatt.
Auf jeden Fall befindet sich - soweit bekannt - mit der Palmeselgruppe in der Josefskapelle (siehe Bild oben) das älteste, von ihm geschaffene Kunstwerk. Die Schöllanger Chronik berichtet, dass Schmädl es 1729 schnitzte und es zusammen mit der Fassung, die Hyacinth Bösinger aus Rettenberg schuf, 50 Pfund kostete. Damals wurde Christus auf dem Palmesel jeweils am Samstag vor dem Palmsonntag in einer Prozession von der Pfarrkirche zur Klausenkapelle gezogen. Am darauf folgenden Tag ging es dann zurück in die Pfarrkirche. Im Katastrophenjahr 1865 stand die Gruppe zum Glück in der Seelenkapelle, weshalb es damals nicht verbrannte. 1903 zog sie schließlich in der Josefskapelle um.
Auch die Tragstangenfigur des "guten Hirten" in der Pfarrkiche St. Barbara in Tiefenbach (siehe Bild unten) schreibt Zirkel dank seiner Ähnlichkeit mit dem Oberstdorfer Christus - Kopfbildung, Gewandhaltung, leicht geöffneter Mund - dem jungen Schmädl zu.
Wenige Jahre später zog der junge Künstler nach Weilheim, um dort in der Werkstatt des Martin Dürr zu arbeiten. Als dieser starb heiratete er 1734 dessen Witwe und Bildhauerin Maria. Mit dieser Heirat und dem Nachweis eines "Feuer Kibl[s]" erlangter er die Bürgerrechte. Das war der Start zu Schmädels unaufhaltsamer Karriere. Seine Auftragsbücher waren prall gefüllt und im Pfaffenwinkle findet man heute noch viele seiner Werke. Die bekanntesten und besten dürften wohl seine Altäre in der Dießenener Klosterkirche (1738-40) und in Rottenbuch (1749 -51) und die schon im realistischen Klassizismus geschaffenen Stifterfiguren im Kloster Rottenbuch (1760/65) sein.
Auch gesellschaftlich ging es bergauf und er zog in den Stadtrat ein. Zeitweise war er sogar 4. Bürgermeister in Weilheim. Dass er zusammen mit seinen vier Frauen 27 Kinder in die Welt setzte, dürfte seinen Bekanntheitsgrad in Weilheim sicher weiter gesteigert haben.
Erst ab ca. 1760 wurde es ruhiger um ihn. Durch den Auftragsrückgang reichten die Einkünfte bald nicht mehr aus, um seine große Familie über die Runden zu bringen. 1774 musste er sogar um einen Nachlass seiner Steuerschulden bitten. Am 16. Januar 1777 verstarb der gebürtige Oberstdorfer mit 71 Jahren in seiner Wahlheimat Weilheim.
Gunther le Maire sieht Schmädls kunstgeschichtliche Bedeutung darin, "dass er .... den höfischen Rokokostil ländlich interpretierte. Er orientierte sich am maßvollen Münchner Rokokostil, bewahrte aber seine derbe, bäuerliche eigene Art."
Weitere Namen:
Schmädel, Schmadel, Schmadl, Schmädtl, Schmadle, Schmottel