Der Künstler Rudolf Scheller (1889-1984)

Gemälde "Viehabtrieb" des Künstlers Rudolf Scheller
Gemälde "Viehabtrieb" des Künstlers Rudolf Scheller
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Der Künstler Rudolf Scheller wohnte den größten Teil seines Lebens in Oberstdorf. Er war ein äußerst begabter Maler, der sich jedoch leider in die völkische Bewegung einbinden ließ und dort auch seine Erfolge feierte. Le Maire kennzeichnete seine Stilrichtung mit folgenden Worten: "eine präzise, gegenständliche, fast chemisch reine Sachlichkeit".
Geboren wurde er als Sohn des Lehrers Andreas Scheller 1889 in Heretsried bei Augsburg. Das Gymnasium besuchte er in Neuburg, bis seine Familie 1906 nach Oberstdorf zog. Sein Vater wurde hierher als Lehrer versetzt und unterrichtete von nun viele Jahre an der neu gebauten Volksschule an der Ludwigstraße .
In Oberstdorf kam er unter die Fittiche des Malers Edmund Steppes (siehe Wikipedia), der zu einem Malaufenthalt in Oberstdorf weilte und der die künftige künstlerische Ausrichtung seines Zöglings prägte. Dieser war ein erklärter Gegner der Expressionisten und propagierte die „neue Sachlichkeit“. Schade, denn bei Schellers Begabung hätte ich seine Bilder ohne Steppes Einfluss vielleicht später im New Yorker Museum of Modern Art bestaunen können. Dort waren die deutschen Expressionisten im Frühjahr 2011 fast ausnahmslos in einer sehenswerten und viel besuchten Ausstellung zu bewundern. So kam der junge Mann leider in ein Fahrwasser, das ihn zwar einerseits zum perfekten Künstler werden ließ, ihn jedoch andererseits gefährlich nahe an den „faschistischen Realismus“ des dritten Reiches heranführte.
1913 und 1914 studierte er an der Akademie in Paris, 1919 an der Akademie in München.
1920 tritt er in die Oberstdorfer NSDAP ein. Seit 1922 lebt und arbeitet er wieder ganz in Oberstdorf. In dieser Zeit bildete er auch den Oberstdorfer Maler und Bildhauer Wilhelm Berktold aus. Höhepunkt seiner zweifelhaften politischen Karriere war seine Wahl zum Oberstdorfer Ortgruppenleiter 1931. Diesen Posten gab er jedoch schon 1932 wieder ab.
In der Zwischenzeit erreichte er durch seine Holzschnitte, Radierungen, seine Bilder und Grafiken eine regionale Anerkennung. Beliebte Motive waren die Allgäuer Landschaft und ihre Menschen. Als Adolf Hitler 1937 höchste persönlich das Bild "Alpauftrieb" ankaufen ließ, war Scheller zum damals bekanntesten Allgäuer Künstler geworden.
In den dreißiger und vierziger Jahren war er bei Ausstellungen im Glaspalast (er brannte 1931 ab) und im Haus der Kunst (eröffnet 1937) in München vertreten.
Bei den Ausstellungen im Haus der Kunst handelte es sich um die berühmt, berüchtigten „Großen Deutschen Kunstausstellungen“*, bei der nur völkische Kunst zugelassen und die eigentlich eine Verkaufsveranstaltung war. In den im Internet aufliegenden Katalogen zu diesen Ausstellungen konnte ich folgende Werke Schellers ausfindig machen:
1937 Viehscheid (Radierung)
1937 Alpauftrieb (Öltempera)
1938/1941 Bauernmädchen (Wasserfarbe)
1939/1941 Heimkehr (Tempera)
1939 Bäuerin, Kälber tränkend (Kreide)
1939 Bauer mit Kuh und Kalb (Kreide)
1939 In der Stalltüre (Kreide)
1940 Bauernbursche (farbige Kreide)
1940/1941/1944 Bauer mir schwarzer Mütze (farbige Kreide)
1940/1941 Lesende (Pastell)
1941 Hausmusik (Öl)
1941/1942/1943 schwäbischer Bauer (farbige Kreide)
1942 westpreußischer Fischer (farbige Kreide)
1942 Musikstunde (Öl)
1943 Rast (Mischtechnik)
1944 Bauernbursche und Bauernmädchen (farbige Zeichnung)
1944 Bauernbursche (farbige Zeichnung)
1944 Bäuerin (farbige Zeichnung)

Dass sich da das Blatt nach dem Krieg wendete, war damit klar. Wie sein Lehrer Edmund Steppes verschwand er in der Versenkung, seine Bilder wurden unverkäuflich. Einen Teil seiner Bilder soll er in späteren Jahren sogar selbst vernichtet haben. Am 12. Juli 1984 verstarb Scheller in Oberstdorf.Für unser Museum sind seine Bilder jedoch trotzdem zu einem begehrenswerten Ausstellungsstück geworden. Seine bäuerlichen Szenen und seine Charakterköpfe von realen Menschen aus unserem Ort, sind für uns unersetzlich. Einen genaueren und schärferen Einblick in die Lebenswelt der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts kann uns kein Foto vermitteln.
Im Raum 27 des Heimatmuseums in Oberstdorf sind 4 seiner Bilder ausgestellt. In der Zwischenzeit erhielt das Museum 2011 noch weiter 4 Bilder als Dauerleihgabe.

Künstler Rudolf Scheller
Künstler Rudolf Scheller
Archiv Heimatmuseum Oberstdorf
Portrait des Künstlers Rudolf Scheller
Portrait des Künstlers Rudolf Scheller
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Holzschnitt des Künstlers Rudolf Scheller
Holzschnitt des Künstlers Rudolf Scheller
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Portraitskizze des Künstlers Rudolf Scheller
Portraitskizze des Künstlers Rudolf Scheller
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