Das Mittelalter im Oberallgäu

Die Ruine Fuhenstein bei Sonthofen vor ca. 100 Jahren
Die Ruine Fuhenstein bei Sonthofen vor ca. 100 Jahren
gemeinfrei

Beginn der Leibeigenschaft

Vor mehr als tausend Jahren übernahmen Ritter den Schutz der Bauern. Sie betreuten die Fliehburg in der Nähe des Ortes und sorgten dafür , dass sie im Notfall in Ordnung war. Wenn der Kaiser "Reiter" brauchte, mussten sie für die Bauern in den Krieg ziehen. Dafür mussten die Bauern ihnen Abgaben (den "Zehnten") zahlen und ihnen bei der Arbeit ("Frondienst") helfen. Damals hatte fast jeder kleine Ort seinen eigenen Ritter und auch seine eigene Fliehburg. Die "Schöllanger Burg" ist ein Beispiel dafür. Im Laufe von einigen Jahrhunderten zwangen die Ritter aber die freien Bauern in die "Leibeigenschaft" und erpressten immer mehr Geld und Arbeit von ihren Untertanen.

Die Ritter zu Rettenberg

Zu Beginn des 12. Jahrhunderts waren die meisten Besitztümer im oberen, rechtseitigen Illertal an die Herren von Rettenberg übergegangen. Einer dieser Rettenberger beteiligte sich wahrscheinlich unter Kaiser Heinrich II. am 5. Kreuzzug (1228/29) nach Jerusalem. Denn dort ist das Rettenberger Wappen an einer Säule der Geburtsbasilika in Bethlehem abgebildet.

Die Herren zu Heimenhofen

Als im Jahre 1351 die Rettenberger ausstarben, verkauften ihre Erben den südlichen Teil der Herrschaft mit all seinen Menschen an die Ritter Oswald und Marquard zu Heimenhofen, deren Wappen im 19. Jahrhundert vom Markt Oberstdorf - siehe links - übernommen wurde. Die Brüder Heimenhofen hatten als "Landsknechte" in Italien viel Geld verdient und wollten sich jetzt auf der Burg zu Burgberg zur Ruhe setzten.
1361 zogen sie dann aber nach Berghofen und ließen sich eine neue und schönere Burg bauen, die Burg Fluhenstein. Die Burg bestand aus 4 Stockwerken mit mehr als 20 Wohnräumen. Der herrliche Bau war gegen Feinde durch starke Mauern mit Schießscharten, Gräben, eine Fallbrücke und durch ein doppeltes Eingangstor gesichert.
Anfang des 15. Jahrhunderts baute der Ritter Hans von Heimenhofen auch in Oberstdorf eine kleine Burg, die er aber schon bald wieder aufgeben musste. Noch heute heißt diese Stelle "Burgstall". Die Heimenhofer gaben jedoch, wie viele andere Ritter zu ihrer Zeit, mehr Geld aus, als sie von ihren Bauern erpressen konnten. Deshalb mussten sie nach und nach ihren Besitz und ihre Leibeigenen verkaufen.

Bischof von Augsburg

1477 erwarb der Bischof von Augsburg die Burg Fluhenstein und die dazugehörigen Güter und Menschen. Doch erst 100 Jahre später gab der letzte Heimenhofer Hans Burkart auf und verkaufte 1567 den Rest seiner Güter, die u.a . in Oberstdorf und Schöllang lagen, an Bischof Otto Truchseß von Waldburg. Doch noch hatte Graf Haug von Montfort Schloss Burgberg und 3542 Personen auf der rechten Illerseite in seinem Besitz. 1570 tauschten der Bischof - er musste noch 63.000 Pfund drauflegen - und der Graf ihre Besitztümer und Untertanen auf der jeweiligen Gegenseite. Von da an waren die Augsburger Bischöfe alleinige Herren über Oberstdorf und das obere Allgäu rechts der Iller. Die Herrschaft Rettenberg blieb jetzt bis 1803 dem Hochstift Augsburg einverleibt.

Situation in Tiefenbach

In Tiefenbach, links der Iller, herrschten die Grafen von Montfort (ab 1499) und ab 1565 ihre Nachfolger die Grafen von Königsegg. Sie besaßen die Burgen in Immenstadt ( Rothenfels und Hugofels ) und das Schloss in Oberstaufen. Die Grafschaft Königsegg-Rothenfels kam 1804 kurz nach Österreich und dann 1805 nach Bayern.

Wappen der Ritter zu Rettenberg
Wappen der Ritter zu Rettenberg
gemeinfrei (Baumann I)
Die Ruine Fuhenstein bei Sonthofen im derzeitigen Zustand
Die Ruine Fuhenstein bei Sonthofen im derzeitigen Zustand
Uwe Brendler
Wappen der Ritter zu Heimenhofen
Wappen der Ritter zu Heimenhofen
gemeinfrei (Baumann I)
Modell der Burg der Ritter von Heimenhofen unterhalb des Himmelschrofens (Heimatmuseum Oberstdorf)
Modell der Burg der Ritter von Heimenhofen unterhalb des Himmelschrofens (Heimatmuseum Oberstdorf)
AR