Carl Zuckmayer

Carl Zuckmayer jun. wird am 27. Dezember 1896 in Nackenheim als Sohn der Eheleute Amalie Friederike Auguste Zuckmayer, geb. Goldschmidt (1869-1954), und des Weinflaschenkapselfabrikanten Carl Zuckmayer sen. (1864-1947) geboren. Die Eltern der Mutter konvertieren bereits in jungen Jahren vom Judentum zum (ev.-luth.) Christentum. Die Eltern des Vaters sind römisch-katholisch. Carl Zuckmayer jun. hat einen älteren Bruder Eduard (1890-1972).

Die Familie Carl Zuckmayer sen. zieht 1900 von Nackenheim nach Mainz, wo Carl das Humanistische Gymnasium besucht, 1914 das Notabitur ablegt und sich dann freiwillig zum Kriegsdienst meldet. Die Erfahrungen im Krieg bewirken seine pazifistische Denkweise. Anschließend beginnt er ein Jurastudium in Frankfurt am Main, wechselt dann an die Universität Heidelberg und studiert schließlich eher ziellos Literatur- und Kunstgeschichte, Philosophie, Soziologie und Biologie. Carl Zuckmayer ist schon früh von Literatur begeistert und schreibt selbst ab Dezember 1917 für die expressionistisch-sozialistische Zeitschrift Die Aktion, dann für die Zeitschrift Das Tribunal und versucht sich ohne besonderen Erfolg auch an ersten dramatischen Werken.

Seine im Januar 1920 mit Annemarie Ganz geschlossene „Jugend-Ehe“ hat keinen Bestand, sie wird bereits 1921 einvernehmlich geschieden. Er lebt anschließend mit der Schauspielerin Annemarie („Mirl“) Seidel (1894-1959) zusammen. Beide stehen auch nach Mirls Verheiratung 1922 mit Anthony van Hoboken und später mit Peter Suhrkamp noch bis 1957 in freundschaftlicher Verbindung.

Ab Herbst 1922 ist Zuckmayer in Kiel als Dramaturg tätig. Sein für die Erstaufführung am 18. April 1923 angesetztes Stück Eunuchen wird jedoch bereits nach der Generalprobe am Vortag wegen einer nackt über die Bühne schreitenden Schauspielerin vom Spielplan genommen. Zuckmayer und der Intendant Curt Elwenspoek werden wegen des bewusst herbeigeführten Eklats entlassen, und Carl Zuckmayer wechselt als Dramaturg ans Münchner Schauspielhaus.

Unter dem Einfluss der Romane von Karl May und James Cooper schreibt Zuckmayer 1924 die Geschichten vom Vierwochenbüffel und arbeitet an einem (unvollendet gebliebenen) Roman über die Lebensgeschichte des Indianerhäuptlings Sitting Bull. Zusammen mit Brecht erhält er dann am Deutschen Theater Berlin ein Engagement. Sein zweites, unter Brechts Einfluss entstehendes Stück Pankraz erwacht oder Die Hinterwäldler (1925) wird jedoch ein neuerlicher Misserfolg.

1925 heiratet Zuckmayer die Schauspielerin Alice Frank (geb. Herdan). Mit der am 22. Dezember 1925 am Theater am Schiffbauerdamm inszenierten rheinhessischen Komödie Der fröhliche Weinberg, für die er bereits vor der Uraufführung den renommierten Kleist-Preis erhält, gelingt ihm jetzt der literarische Durchbruch. Das Theaterstück erlebt eine beispiellose Aufführungsserie, anfänglich allerdings begleitet von Protestaktionen verschiedenster sich bloßgestellt fühlender gesellschaftlicher Gruppen. Der fröhliche Weinberg wird zu einem der meist gespielten Theaterstücke der Zwanzigerjahre überhaupt, kurz nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 dann aber mit einem Aufführungsverbot belegt. Carl Zuckmayer wird in die Liste der undeutschen Autoren aufgenommen. Seine Werke werden am 10. Mai 1933 in Berlin von den Nazis verbrannt und bleiben während der gesamten NS-Zeit verboten.

Von den Einnahmen aus dem Fröhlichen Weinberg erwirbt Zuckmayer neben seiner Berliner Wohnung 1926 das Haus Wiesmühl in Henndorf am Wallersee bei Salzburg, wo in den folgenden Jahren fast alle seine Werke entstehen. Er arbeitet regelmäßig für Rundfunk und Film, liefert Beiträge für renommierte Zeitungen und Zeitschriften und wird so zu einem der bestverdienenden deutschen Autoren der Weimarer Republik. Seine Theatererfolge kann er mit seinem Schauspiel um den edlen Räuber Schinderhannes (1927, verfilmt 1928) und dem Seiltänzerstück Katharina Knie (1928, verfilmt 1929) fortsetzen.

1929 erhält Zuckmayer den Georg-Büchner-Preis und den Dramatikerpreis der Heidelberger Festspiele. Er schreibt zusammen mit Karl Vollmoeller das Drehbuch zum Film Der blaue Engel nach dem Roman Professor Unrat von Heinrich Mann. Am 5. März 1931 findet am Deutschen Theater in Berlin die Uraufführung seines auf einer historischen Berliner Begebenheit im Jahre 1906 beruhenden Dramas Der Hauptmann von Köpenick statt, das mehrfach verfilmt wird. Schon die Premiere wird ein Riesenerfolg. Die nationalsozialistische Presse jedoch beschimpft ihn als „Vertreter der Rinnsteinliteratur des demokratischen Systems“. Nach dem Reichstagsbrand 1933 zieht die Familie daher in die Wiesmühl bzw. in ihre Wohnung nach Wien. Zuckmayers Gesamtwerk gilt in Deutschland als „unerwünscht“. Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich ist Zuckmayer schließlich gezwungen, unter Zurücklassung seines gesamten Vermögens und Grundbesitzes unter dramatischen Umständen am 15. März 1938 in die Schweiz (Zürich) zu fliehen. Im Mai 1939 wird ihm die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt. Mit Hilfe amerikanischer Freunde emigriert er im Juni dann in die USA. Seine Versuche, sich dort als Schriftsteller zu etablieren, scheitern. Er zieht daher aufs Land und pachtet die Backwoods‘ Farm nahe Barnard (Vermont), wo er durch Hühner-, Enten- und Ziegenzucht für die Familie den Lebensunterhalt zu erzielen versucht. Vom Office of Strategic Services (OSS) erhält Zuckmayer schließlich 1942 den Auftrag, ein Dossier zu verfassen mit differenzierenden Charakterskizzen zu Schriftstellern, Journalisten, Verlegern, Schauspielern und Regisseuren im nationalsozialistischen Deutschland, dies insbesondere im Hinblick auf eine mögliche spätere Wiederverwendung im deutschen Kulturleben. Nachdem sich im Winter 1944/45 das Kriegsende anbahnt, zieht die Familie in ein kleines Farmhaus in Woodstock, und Carl Zuckmayer widmet sich wieder ausschließlich seiner literarischen Arbeit. Es entsteht u. a. die Erzählung Der Seelenbräu.

Da Carl Zuckmayer 1946 als ziviler Kulturoffizier beim Kriegsministerium der USA in die amerikanische Besatzungszone von Deutschland geschickt wird, besucht er umgehend seine in Oberstdorf wohnenden Eltern, die nach ihrer Ausbombung im August 1942 von Mainz nach Oberstdorf übergesiedelt sind. Er fährt von Oberstdorf aus am 14.12.1946 auch nach Zürich zur Uraufführung seines Stücks Des Teufels General, das wiederum ein großer Erfolg wird. In den folgenden Jahren hält sich Zuckmayer vielfach in Oberstdorf auf. So ist er im Dezember 1949 bei der Aufführung von Barbara Blomberg durch die Städtische Bühne Ulm in der Oberstdorfer Turnhalle zu Gast. Carl Zuckmayer ist in Oberstdorf nicht unbekannt: Nach Wanderungen oder nach dem Skifahren kehrt er gerne im Cafe Restaurant Karatsbichl ein, besucht Freunde, zu denen insbesondere die von ihm hoch verehrte Gertrud von le Fort gehört, er schaut beim katholischen Ortspfarrer Josef Rupp vorbei, besucht auf Einladung von Arthur Maximilian Miller 1950 das Weihnachtsspiel der Volksschule in Kornau oder trifft gelegentlich auch einen weiteren Schriftstellerkollegen. Nicht alle Besuche in Oberstdorf sind erfreulich: So wird im Dezember 1947 auf dem Oberstdorfer Waldfriedhof sein Vater begraben, im August 1954 seine Mutter. Ab Mai 1949 ist er selbst nach einer neuerlichen Herzattacke zu einem längeren Aufenthalt im Oberstdorfer Sanatorium Stillachhaus. Er schreibt dort, sobald es ihm der behandelnde Arzt gestattet, weiter an seinem Stück Der Gesang im Feuerofen, das er bereits während der Arbeit an Barbara Blomberg beginnt.

1956 besucht er Oberstdorf zusammen mit seinem 1936 in die Türkei emigrierten Bruder Eduard. Carl Zuckmayer und seine Frau Alice sind 1968 letztmals bei Gertrud von le Fort in deren Wohnung Im Haslach 9 zu Gast, bevor diese am 1. November 1971 im Alter von 95 Jahren stirbt.

Nach kurzer Krankheit stirbt Carl Zuckmayer jun. am 18. Januar 1977 in Visp/Wallis und wird am 22. Januar auf dem Friedhof in Saas-Fee beigesetzt.