Ludwig Marcuse

Ludwig Marcuse wird am 8. Februar 1894 in Berlin als einziger Sohn des Hutfabrikanten Carl Marcuse (1847-1922) und seiner Frau Pauline, geb. Gumpert (1864-1942), geboren. Er wächst in einer wohlhabenden, assimilierten jüdischen Familie und somit im Milieu des Berliner Großbürgertums auf und erfährt eine unbeschwerte Kindheit. Nach dem Abitur studiert er ab 1913 in Berlin und vom 3. Semester an in Freiburg (Breisgau) Philosophie, Mathematik, Geschichte und Literaturwissenschaft. Im August 1914 meldet er sich als Kriegsfreiwilliger, wird aber wegen einer Herzschwäche vom aktiven Kriegsdienst freigestellt. Sein Studium schließt er 1917 mit einer Dissertation über Die Individualität als Wert und die Philosophie Friedrich Nietzsches ab.

Nach seiner Assistententätigkeit bei Ernst Troeltsch bis zu dessen Tod 1923 ist er als freier Schriftsteller und Theaterkritiker in Berlin und Königsberg tätig. Von 1925 bis 1929 leitet er beim Frankfurter Generalanzeiger die Feuilletonredaktion. Sein in dieser Zeit verfasster Roman Klaus und Katharina bleibt unveröffentlicht, da dieser von mehreren Verlagen wegen seiner Gesellschaftskritik abgelehnt wird.

Marcuse heiratet 1928  in Frankfurt am Main Erna („Sascha“) Reich (1905-1967).

Nach der Regierungsübernahme der Nationalsozialisten 1933 flüchtete er zunächst nach Sanary-sur-Mer. Dort schreibt er Beiträge für in Paris erscheinende Zeitschriften. 1937 wird Marcuse, wie vor ihm schon viele andere, öffentlich aus Deutschland ausgebürgert. In Anbetracht der drohenden Kriegsgefahr in Europa emigriert er im März 1939 schließlich in die USA. Seine Mutter – sie stirbt 1942 an Herzversagen, ohne dass er sie nochmals sieht – und auch seine beiden Schwestern muss er zurücklassen. Der älteren Schwester Henny gelingt die Auswanderung nach Palästina, die jüngere, Edith, wird deportiert und erleidet noch am Tag der Kapitulation den Tod.

In den USA gerät Marcuse auf Grund der Gegebenheiten bald in Armut und ist auf Unterstützung angewiesen. 1945 nimmt er die amerikanische Staatsbürgerschaft an, im gleichen Jahr erhält er eine Professur für deutsche Philosophie und Literatur an der University of Southern California (Los Angeles), an der er bis zu seiner Pensionierung 1962 lehrt.

In den Jahren von 1949 bis 1960 besucht Marcuse mehrmals Deutschland, dabei kommt er auch im August 1949 nach Oberstdorf, von wo aus er zusammen mit seiner Frau Sascha und dem befreundeten Ehepaar Alfred und Erna Döblin dann für drei Wochen nach Schlattan bei Partenkirchen in den Urlaub weiterreist.

1961 wird Marcuse emeritiert und kehrt 1962 nach Deutschland zurück. Bis zu seinem Tod lebt er fortan in Bad Wiessee in einem Reihenhaus. In der Bundesrepublik der 1960er-Jahre fühlt er sich jedoch nicht zu Hause und auch vom Literaturbetrieb ausgeschlossen. Das Exil hat er lediglich äußerlich beendet. Was einmal Heimat war, ist ihm jetzt fremd.

Er stirbt am 2. August 1971 und wird in Bad Wiessee begraben.