Erich Kästner
Emil Erich Kästner wird am 23. Februar 1899 in Dresden als Sohn der Ida Kästner, geb. Augustin, und des in einer Kofferfabrik arbeitenden Sattlermeisters Emil Richard Kästner (1867-1957) geboren. Er wächst in kleinbürgerlichen Verhältnissen in der Äußeren Neustadt (Antonstadt) auf. Von Kindheit an hat er zu seiner Mutter eine äußerst enge Beziehung, die ein Leben lang Bestand hat.
1905 wird Erich Kästner eingeschult. Am 16. März 1913 wird er in der Dreikönigskirche konfirmiert. Von 1913 bis 1917 besucht er das Freiherrlich von Flechtersche Lehrerseminar in der Marienallee in Dresden-Neustadt, bricht jedoch die Ausbildung zum Volksschullehrer kurz vor dem Abschluss ab. In seinen 1957 veröffentlichten Kindheitserinnerungen Als ich ein kleiner Junge war und in Das fliegende Klassenzimmer (1933) schildert Kästner seine Kindheits- und Jugenderlebnisse.
1917 leistet er Militärdienst. Die Brutalität der Ausbildung bewirkt bei ihm eine lebenslange Herzschwäche, aber auch seine antimilitaristische Haltung. 1918 belegt er den Abschlusskurs am Lehrerseminar Dresden-Strehlen, macht das Abitur 1919 am König-Georg-Gymnasium mit Auszeichnung und erhält damit das Goldene Stipendium der Stadt Dresden. Ab Herbst studiert er an der Universität Leipzig Geschichte, Philosophie, Germanistik und Theaterwissenschaft, wechselt 1921 nach Rostock, dann nach Berlin und kehrt 1922 nach Leipzig zurück, wo er 1925 zum Dr. phil. promoviert wird. Zur Finanzierung des Studiums arbeitet er als Journalist und Theaterkritiker für die Neue Leipziger Zeitung. Dabei lernt er 1923 auch den Karikaturisten Erich Ohser (1903-1944), alias E. O. Plauen, kennen, der später insbesondere seine Gedichtbände illustriert.
Kästner zieht dann nach Berlin, wo er bis 1932 als freier Kulturkorrespondent unter dem Pseudonym Klaus (später auch Melchior Kurz, Peter Flint oder Robert Neuner) für die Leipziger Zeitung schreibt. Diese Jahre bis zum Ende der Weimarer Zeit gelten als seine produktivste Zeit. Er publiziert gesellschaftskritische und antimilitaristische Gedichte, Glossen, Reportagen und Rezensionen als freier Mitarbeiter in verschiedenen Zeitungen, so beim Berliner Tageblatt, der Vossischen Zeitung, der Weltbühne und wird zu einem der wichtigsten Autoren der Neuen Sachlichkeit.
1929 erscheint sein erstes Kinderbuch Emil und die Detektive, das 1931 verfilmt wird und von dem allein in Deutschland über zwei Millionen Exemplare verkauft werden. Bis heute ist es in ca. 59 Sprachen übersetzt. Es folgen Pünktchen und Anton (1931) und Das fliegende Klassenzimmer (1933) mit Illustrationen des damals schon sehr erfolgreichen Walter Trier (1890-1951). In seinem 1931 erscheinenden satirischen Roman Fabian – Die Geschichte eines Moralisten stellt Kästner am Beispiel des arbeitslosen Germanisten Dr. Jakob Fabian den Niedergang der Weimarer Republik dar.
Im Januar 1930 fährt Kästner nach Oberstdorf in Urlaub und wohnt im Parkhotel Luitpold. Dabei entstehen die Gedichte Nennt sich das Winter?, Kriegsbericht und Der letzte Mohikaner.
Im Gegensatz zu vielen regimekritischen Literaten emigriert Kästner nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 nicht, obwohl seine Werke jetzt als undeutsch gelten, am 10. Mai öffentlich verbrannt werden und im Herrschaftsbereich des NS-Regimes fortan verboten sind. Kästner wird in dieser Zeit zweimal von der Gestapo festgenommen und einige Stunden verhört. Sein Aufnahmeantrag in die Reichsschrifttumskammer wird abgelehnt. Trotz des Publikationsverbots in Deutschland können seine Bücher aber in der Schweiz erscheinen. Dies bringt ihm die nötigen Einkünfte. Doch auch in Deutschland kann er unter Pseudonym weiter publizieren. Er schreibt beispielsweise Drehbücher für komödiantische Unterhaltungsfilme wie etwa Münchhausen (1943). 1934 verfasst er den Roman Drei Männer im Schnee, der in der Schweiz gedruckt wird. Diesen dramatisiert er 1936 unter dem Pseudonym Robert Neuner und dem Titel Das lebenslängliche Kind. Das Stück wird 1940 an den Münchner Kammerspielen uraufgeführt und an vielen deutschen Bühnen gespielt, bis es mitten im Erfolg verboten wird, da Kästner enttarnt wird. Unter seinem Originaltitel wird der Roman 1955 und 1974 verfilmt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg zieht Kästner nach München und kann wieder frei veröffentlichen. Er leitet bis 1948 das Feuilleton der Neuen Zeitung, gibt die Kinderzeitung Pinguin heraus, arbeitet für den Hörfunk, für das literarische Kabarett Die Schaubude (1945-1948) und Die kleine Freiheit (ab 1951). 1949 erscheint in Deutschland sein Roman Das doppelte Lottchen. Von 1951 bis 1962 ist er Präsident des westdeutschen P.E.N.-Zentrums, ab 1965 dessen Ehrenvorsitzender. Als Pazifist nimmt er in den 1950er und 1960er Jahren bei mehreren Gelegenheiten gegen die Politik der Regierung Adenauer öffentlich Stellung. So engagiert er sich gegen die Wiederaufrüstung in der Bundesrepublik, er unterschreibt beispielsweise den Aufruf des im März 1958 in München gegründeten Komitees gegen die atomare Aufrüstung. Er beteiligt sich auch als Redner bei Ostermärschen.
Kästner stirbt am 29. Juli 1974 im Klinikum Neuperlach an Speiseröhrenkrebs und wird nach seiner Einäscherung auf dem Bogenhausener Friedhof in München beigesetzt.
Mehr als 40 Filme sind in vielen Ländern nach Kästners Werken entstanden.
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