Peter Hacks

Peter Hacks wird am 21. März 1928 als zweiter Sohn der Elly Hacks, geb. Hermann, und des Rechtsanwalts und Notars Dr. Karl Hacks in Breslau geboren. Nach dem Besuch des Kindergartens besucht er ab 1934 die Weinhold-Grundschule, wechselt an die Horst-Wessel-Oberrealschule und schließlich an die Herzog-Heinrich-Oberrealschule. Dort begegnet er Hansgeorg Michaelis (1923-2013). Mit diesem und zwei weiteren Freunden versteckt er sich nach Ablegung des Notabiturs im Januar 1945 im ca. 130 km entfernten Schosdorf, um dem Wehrdienst zu entgehen. Sie werden jedoch von SS-Soldaten aufgegriffen, Hacks wird dem Reichsarbeitsdienst überstellt, kommt dann wegen einer Lungenentzündung ins Lazarett nach Marienbad, wo er am 6. Mai 1945 von US-Soldaten in Kriegsgefangenschaft genommen wird. Nach seiner Entlassung gelangt er nach Wuppertal, wo er ein für ein Studium hinreichendes Abitur erwirbt. Im Dezember 1945 zieht er zu seinen Eltern nach Dachau und immatrikuliert sich für ein Studium der Soziologie, Philosophie, Neueren Deutsche Literaturwissenschaft und Theaterwissenschaft an der Universität München. 1951 wird er dort zum Dr. phil. promoviert.

Nach dem Tod seines Vaters 1950 lebt er von 1951 bis 1955 als freier Schriftsteller in München. Er arbeitet zunächst für den Rundfunk, wo er 1953 Sendeverbot wegen Verunglimpfung religiöser Bekenntnisse erhält, sowie für das Kabarett (Schwabinger Laterne, Das Monopteross). In dieser Zeit sucht er auch Kontakte zu Literaten, so zu Erich Kästner (1899-1974), Bert Brecht (1898-1956) und Thomas Mann (1875-1955). Hacks wird 1954 für sein Drama „Eröffnung des indischen Zeitalters“ der Dramatiker-Preis der Stadt München zugesprochen. Am 23. Februar 1955 heiratet er die Redakteurin, Dramatikerin, Dramaturgin und Übersetzerin Anna Elisabeth Wiede (1928-2009) und zieht mit ihr am 18. Juli 1955 nach Ostberlin. Ab 1960 erhält er eine Anstellung am Deutschen Theater Berlin.

Bereits 1946 macht Peter Hacks seinen Jugendfreund Hansgeorg Felix Michaelis (geb. 30.08.1923 in Breslau) in Oberstdorf wieder ausfindig und nimmt Kontakt mit ihm auf. Dieser lebt von 1945 bis April 1960 zunächst in Tiefenbach, von 1996 bis 2001 mit Nebenwohnsitz in Oberstdorf. Michaelis, u. a. im Bereich der Konsumforschung tätig, lebt beruflich in dem Umfeld, das der Marxist-Leninist Peter Hacks entschieden ablehnt. Bis zu seiner Übersiedlung 1955 in die DDR ist Hacks von Dachau aus öfters in Tiefenbach bei Michaelis zu Besuch, man trifft sich auch im „Cafe Baur“ in Oberstdorf. Der anfangs sehr rege Briefwechsel nimmt zunehmend ab. Am 24. April 1972 erklärt Hacks, dass er eine weitere Korrespondenz für sinnlos halte, denn: „Wenn welche sich sehr lange nicht sehen, haben sie einander so viel mitzuteilen wie ein Eskimo und ein Pygmäe.“ Daraufhin tritt eine sechzehnjährige Zeit des Schweigens ein. 1988 wird die Korrespondenz zwar wieder aufgegriffen, doch 1998 endet sie endgültig. Michaelis stirbt 2013.

Als nach dem Mauerbau am 13. August 1961 die SED-Führung besonders aggressiv auf jede vermeintliche Kritik an ihrer Politik reagiert, bringt ihm 1962 die Inszenierung von Die Sorgen und die Macht massive Kritik einiger SED-Funktionäre ein. Das Stück muss abgesetzt werden, Hacks gibt 1963 seine Stellung am Deutschen Theater auf und ist wieder freier Schriftsteller. Wie andere DDR-Autoren, die mit Staat und Partei in Konflikt geraten, vermeidet er es fortan, sich auf die riskante Gestaltung von Gegenwartsstoffen einzulassen, er bearbeitet stattdessen Vorlagen aus der Antike, der antiken Mythologie, der Geschichte und der deutschen Klassik.

In den 1960er und 1970er Jahren ist Hacks einer der meist gespielten Dramatiker auf deutschsprachigen Bühnen. Er erzielt mit rund 35 Theaterstücken große Erfolge in der DDR und der BRD. Seinen größten Erfolg hat er 1976 mit dem Stück Ein Gespräch im Hause Stein über den abwesenden Herrn von Goethe. Damit ist Hacks neben Bert Brecht der einzige DDR-Dramatiker, der auch auf westdeutschen Bühnen Erfolge feiern kann. Hacks‘ literarisches Wirken beschränkt sich nicht auf die Bühne. Er tritt als Lyriker in Erscheinung, schreibt Hörspiele und eine stattliche Anzahl von Kinderbüchern. Daneben veröffentlicht er Essays. Das Urteil über Hacks zu seinen Lebzeiten ist höchst unterschiedlich. Von Beginn seines öffentlichen Wirkens an stehen sich große Begeisterung einerseits und andererseits heftige Kritik, ja sogar erbitterte Feindschaft gegenüber.

Seine Tätigkeit als Schriftsteller ist nicht von seiner politischen Einstellung zu trennen. Hacks, der sich stets als Marxist-Leninist versteht, ist unbedingter Anhänger der Politik Walter Ulbrichts. Er befürwortet den Mauerbau 1961, begrüßt Ulbrichts politischen Kurs ab Januar 1963 und lehnt den Sturz Walter Ulbrichts im Jahr 1971 durch Erich Honecker und die damit verbundenen politischen Änderungen ab. Schätzt und unterstützt er seinen Literatenkollegen Wolf Biermann Anfang der 1960er Jahre, geht er zunehmend zu diesem auf Distanz und kritisiert diesen nach dessen Ausbürgerung. Dieses Verhalten wird verschiedentlich missbilligt und führt sogar zum Boykott seiner eigenen Werke. In Westdeutschland werden die Stücke von Hacks abgesetzt. Auch nach dem Ende der DDR nimmt er von seiner kommunistischen Überzeugung nicht Abstand. Er weigert sich, am Kulturbetrieb des vereinigten Deutschland teilzunehmen. Auch wenn er ab den 1990er Jahren wieder in der linken Szene gelegentlich in Erscheinung tritt, sind er und sein Werk inzwischen weitgehend in Vergessenheit geraten.

Peter Hacks stirbt am 28. August 2003 in Groß Machnow und wird auf dem Friedhof II der Französisch-reformierten Gemeinde Berlins begraben.