Waldemar Bonsels

Jakob Ernst Waldemar Bonsels wird am 21. Februar 1880 als zweites von fünf Kindern des Apothekers Reinhold Bonsels (1848-1923) und seiner Ehefrau Nicoline in Ahrensburg geboren. Als sein Vater die Tätigkeit als Apotheker aufgibt, Zahnmedizin studiert und als Zahnarzt praktiziert, lebt die Familie in Berlin, Kiel, Lübeck und Bethel.

Waldemar Bonsels beendet den Besuch der Oberrealschule in Kiel 1896 ohne Abschluss, absolviert eine kaufmännische Ausbildung und arbeitet als Vertreter für Ansichtskarten, bevor er sich in Bethel, Basel und England zum „Missionskaufmann“ bei der Evangelischen Missionsgesellschaft Basel ausbilden lässt. In deren Auftrag geht er 1903 nach Indien, kehrt aber nach einem halben Jahr zurück, gründet in München zusammen mit Freunden den E. W. Bonsels und Co. Verlag, in dem er als erstes den offenen Brief Mein Austritt aus der Baseler Missions-Industrie und seine Gründe veröffentlicht, worin er heftige Kritik an deren Arbeit in Indien übt.

Bonsels sucht die Nähe aufstrebender Literaten wie Frank Wedekind, Heinrich Mann und Lion Feuchtwanger, mischt sich unter die Bohème der Münchner Künstlercafés und spielt den weltmännischen Dandy mit einer Neigung zu schönen Frauen. 1906 heiratet er Kläre Brandenburg (1880-1952), doch nach der Geburt zweier Söhne wird 1908 die Ehe geschieden. 1911 heiratet er, nach der vorehelichen Geburt eines Sohnes, Elise Ostermeyer. Die Familie wohnt dann in Schleißheim bei München, wo ein weiterer Sohn geboren wird.

Ist Bonsels bis zu diesem Zeitpunkt mit schwülstigen, naturmystischen Romanen eher mäßig erfolgreich, gelingt ihm 1912 der große Wurf mit „Die Biene Maja und ihre Abenteuer“. Dieser Abenteuerroman um die schlaue kleine Bienenheldin, die gemeinsam mit ihrem Volk die übermächtigen Hornissen besiegt, entspricht ganz der damaligen Kriegsbegeisterung. Das Buch, später in ca. 41 Sprachen übersetzt, wird zum Bestseller, macht Bonsels berühmt und bewirkt insbesondere seinen materiellen Wohlstand. Noch im selben Jahr zieht sich Waldemar Bonsels aus dem E. W. Bonsels-Verlag zurück.

Im Sommer 1915 ist er bis in den Herbst Kriegsberichterstatter in der Ukraine. Es erscheinen Himmelsvolk (1915) und der von seinem Aufenthalt in Indien inspirierte Reisebericht Indienfahrt (1916). Bonsels kauft Ende Oktober 1918 in Ambach am Ostufer des Starnberger Sees eine Villa, wo er bis zu seinem Tod wohnt. Seine Frau Elise und seine Söhne aus dieser Ehe, Hans und Kay, nimmt er nach Ambach jedoch nicht mit. Auch die Ehe mit Elise wird geschieden.

1919 lernt er die Tänzerin Edith von Schrenck kennen. Sie wird Freundin und Geliebte. Aus dieser Beziehung entstammt ein unehelicher Sohn.

Bonsels ist in den 1920er Jahren einer der meistgelesenen Autoren in Deutschland, und bis in die 1940er Jahre veröffentlicht er in ein- bis zweijährigen Abständen als Vielschreiber seine Bücher.

Im Juli 1922 genießt Waldemar Bonsels als Urlaubsgast die Annehmlichkeiten im Oberstdorfer exclusiven Parkhotel Luitpold. 17 Jahre später sollte Oberstdorf wieder in den Blick kommen, doch dann ganz anders: Seine von ihm geschiedene Ehefrau Elise ist im Oktober 1939 in Oberstdorf, Plattenbichl 10, als Pflegerin einer schwerkranken 43-jährigen, seit 18 Jahren gelähmten Frau tätig.

Die Nachricht von der „Machtergreifung“ Hitlers am 30. Januar 1933 erreicht Bonsels bei einem seiner Aufenthalte auf Capri, wo er seit 1918 die Casa Romita angemietet hat. Dass am 10. Mai 1933 seine Bücher mit wenigen Ausnahmen in der Aktion wider den undeutschen Geist von der Nationalsozialistischen Deutschen Studentenschaft verbrannt werden, kann er nicht mehr verhindern. Doch Bonsels, der einst gute Kontakte auch zu jüdischen Autoren pflegte und deren Werke gewinnbringend verlegte, verfasst umgehend einen Artikel mit der Überschrift Begründungen, in dem er schreibt, der jüdische Intellekt sei eine Gefahr für die zarte junge deutsche Nationalseele, „das zehrende Gift an der Unbefangenheit des deutschen Gemüts“. Daher müsse Deutschland die Übermacht des Judentums eindämmen, diesen „tödlichen Feind“, der „die Kultur vergifte“. Seinen Text schickt er an Joseph Goebbels' Propagandaministerium, das diesen umgehend in mehreren Zeitungen abdrucken lässt. Bonsels erweist sich als Antisemit, der die spätere Unterdrückungs- und Vernichtungspolitik der Nationalsozialisten als „kulturelle Notwehr“ zu legitimieren versucht. Bei den Nazionalsozialisten kommt das gut an: Zum 60. Geburtstag schickt ihm Propagandaminister Goebbels höchstpersönlich ein Glückwunschtelegramm. Mit Hilfe seines Freundes Hanns Johst, dem Präsidenten der Reichsschriftumskammer, wird Bonsels in die Kammer aufgenommen und kann ab 1935 wieder publizieren, womit sein wirtschaftliches Auskommen wieder gesichert ist.

Im November 1934 unternimmt Bonsels eine siebenmonatige Lese-/Vortragsreihe durch die USA, die er später dann, zu passender Zeit, als „Auswanderungsversuch“ deklariert. 1943 lässt er für einige nationalsozialistische Funktionäre als Privatdruck den kriegsverklärenden Christusroman Der Grieche Dositos drucken, versehen mit einem antisemitischen Geleitwort.

Nach dem Zweiten Weltkrieg erhält Bonsels zunächst Publikationsverbot in der amerikanischen und britischen Zone, dann dürfen seine Werke wieder erscheinen.

Er erkrankt 1949 an Lymphdrüsenkrebs, heiratet 1950 seine langjährige Lebensgefährtin Rose-Marie Bachofen in der Schweiz, die er um 1930 als Tänzerin kennengelernt hatte.

Am 31. Juli 1952 stirbt Waldemar Bonsels in Ambach. Seine Urne wird im Garten seines Hauses beigesetzt.