Martin Rietzler
Ab der Mitte des 15. Jahrhunderts befanden sich auf Gerstruben eingewanderte Walser-Familien, deren Nachkommen bis zum Verkauf von Gerstruben im Jahr 1892 dort wohnten. An der Bauart der Häuser ist Walsereinfluß zu erkennen.
1892 verkauften die Gerstruber ihre acht noch bestehenden Anwesen an drei Bürger von Kempten, welche zur elektrischen Stromerzeugung das Gefälle des Dietersbaches im Hölltobel nutzen wollten. Nachdem dieses Vorhaben sich nicht verwirklichen ließ, verkauften sie das erworbene Gebiet an den Freiherrn von Heyl aus Worms. Der Freiherr erwarb noch beträchtlichen Alpbesitz von Oberstdorfer Bauern hinzu, so dass er um 1920 ein Eigen-Jagdrevier von ca. 2600 ha besaß.
Die Erbin des von Heylschen Besitzes, Freifrau Annuelie von Heyl zu Hernsheim, verkaufte 1953 ihren ganzen, in der Gemarkung Oberstdorf liegenden Grundbesitz an den Verein der ehemaligen Rechtler der Ortsgemeinde Oberstdorf.
Die Häuser Nr. 2, 4, 6, 7 und die am Dietersbach liegende Sägmühle wurden mit Einwilligung der Eigentümer unter Denkmalschutz gestellt.
Die Gebäude wurden in der Zeit von Ende 1975 bis 1982 durch Zuschüsse des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, des Bezirkstages, des Landratsamtes Oberallgäu, des Marktes Oberstdorf und durch Eigenmittel und Eigenleistungen des Vereins der ehemaligen Rechtler in erhaltungswürdigen Zustand versetzt.
Auch die in den Jahren 1846/47 erbaute Sägmühle wurde renoviert, der alte Mechanismus mit Wasserantrieb ohne Wasserrad, nur mit auswechselbaren, in eine liegende, 30 cm starke, hölzerne Welle eingesteckten Schaufeln wieder in Gang gesetzt.
Martin Rietzler, Landwirt am Dietersberg, gehörte mit seinem Sohn Martin zu den „Mächlern“ (Handwerkern) die sich tatkräftig um die orginalgetreue Wiederherstellung der alten Häuser
kümmerten. Rietzler, der 40 Jahre zuvor noch in der alten Säge gearbeitet hatte, baute sie aus dem Gedächtnis nach.
So wurde nicht nur die Sägemühle, sondern auch das Barone-Haus, die Jagdhütte, die Sennküche, ein Bauerngehöft und die Kapelle von Grund auf historisch exakt wieder aufgebaut.
Mit viel Fleiß, Hingabe und handwerklicher Kunst widmete sich Martin Rietzler dem Erhalt von Gerstruben. Sein Name ist untrennbar mit dem Bergdorf verbunden.
Verdienstmedaille des Marktes Oberstdorf
In Würdigung seiner besonderen Verdienste um die Wiederherstellung der Gerstuber Säge und die Erhaltung des historischen Ortsteils Gerstruben wird Herrn Martin Rietzler die Verdienstmedaille des Marktes Oberstdorf verliehen. Oberstdorf, 2. Dezember 1983, E. Geyer, 1. Bürgermeister
https://www.oberstdorf.de/dorfleben/museen-sehenswert/gerstruben.html
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