Das Oytal

Das Oytal vom Gleitweg mit Blick nach Westen (Oytalhaus)
Das Oytal vom Gleitweg mit Blick nach Westen (Oytalhaus)
Ulrich Rößle

Im Oytal liegt 5 km von Oberstdorf entfernt der Bergasthof Oytalhaus auf 1009 m Meereshöhe. Das Oytal ist durch eine für den öffentlichen Verkehr gesperrte Fahrstraße erschlossen, die von den Schattenbergschanzen, über den Kühberg um den Schattenberg herum ins Tal führt und erst bei der Käseralpe endet. Ein Fußweg, der Hohenadelweg, führt von Gruben aus am schattigen Oybach entlang, bis er kurz vor dem Kreuz unterhalb des Blattnergündles die Fahrstraße erreicht. Wer noch mehr Kondition hat, kann weiter zur Gutenalpe, zum Stuibenfall und Käseralpe wandern. Außerdem führt ein Wanderweg westlich hinauf auf die Lugenalpe und über das Hahnenköpfle wieder hinunter nach Gerstruben. Auf der Gegenseite zieht der Gleitweg durch die Seewände steil hinauf zum Seealpsee.

Im Gegensatz zu den anderen größeren Tälern Oberstdorfs hat sich im Oytal keine Ansiedlung entwickelt, die ganzjährig bewohnt wurde. Die Wiesen im Talgrund wurden nur zu Weidezwecken genutzt und waren wahrscheinlich zu trocken und steinig. So kommt es nicht von ungefähr, dass in diesem Tal erst spät ein Berggasthof erbaut wurde. 
Trotzdem wird das Tal bei Stützle und Groß ausführlich beschrieben. Beide rühmen besonders den Stuibenfall und Groß geht ausführlich auf den Adlerfang an der Adlerwand ein, der in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts mehrfach stattfand und tausende von Zuschauern ins Tal lockte.

Oberhalb der Käseralpe im Alpgebiet der Gutenalpe entspringen der Scharten- und Stuibenbach, zwei der vielen Quellflüsse des Oybaches. Großer - und Kleiner Wilder und Höfats umgrenzen diesen Talabschluss. Von hier aus führen Wanderweg über den Älpelesattel hinüber ins Dietersbachtal, über das Hornbachjoch hinüber ins Lechtal, hinauf zum Eissee oder zum Himmeleck. Nach der Käseralpe stürzt das Wasser des Stuibenbaches über den Stuibenfall, einem der schönsten Natursehenswürdigkeiten in Oberstdorf, in die Tiefe. Verstärkung erhält der Bach nun durch das Wasser aus dem blumenreichen Gaisbachtobel, dessen Weg leider abgegangen ist.

Nördlich der unteren Gutenalpe, beim Prinzenkreuz* erreicht der Stuibenbach den Talboden des Oytales und heißt ab hier Oybach. Auf der Westseite gibt es ein verstecktes Weglein hinauf durch den Rauhenhalstobel zur Rauhenhalsalpe und gegenüber führt ein anderer in das alte Bergheugebiet des Laufbachtales unterhalb des Schnecks.
Weiter talauswärts erreichen wir das Oytalhaus. Von hier führt ein Wanderweg westlich hinauf auf die Lugenalpe und über das Hahnenköpfle wieder hinunter nach Gerstruben. Auf der Gegenseite zieht der Gleitweg durch die Seewände steil hinauf zum Seealpsee. Bevor sich das Tal nach Norden wieder verengt, liegt unterhalb des Riefenkopfes das kleine Alpgebiet des Blattnergündles. Von hier nimmt der Oybach wieder Geschwindigkeit auf, bevor er nördlich von Gruben in die Trettach mündet.

Der Name erklärt sich selbst: Die "Au" ist ein wasserdurchflossenes Land. Bis ins 19. Jahrhundert hieß es übrigens nicht Oytal sonder nur die "Oy".

Berggasthof Oytal

1896 entschlossen sich schließlich Max Kappeler und seine Ehefrau Ludwina im Oytal eine Waldschenke mit Stallungen zu erbauen. Gegen einen Pachtzins von jährlich 370 Mark stimmte die Ortsgemeinde zu. Am 1. August 1897 konnte schließlich die Eröffnung gefeiert werden. Das Oytalhaus wurde zu einem beliebten Ausflugsziel für viele Wanderer. Weitsicht bewies Max als er 1898 auf eigene Kosten den Gleitweg, dort befand sich ein alter Hoibersteig, erstellen ließ. Außerdem pflanzte er vom Kreuzlesanger bis zum Oytalhaus eine Ahorn-Allee, die den Touristen auf dem letzten Teilstück Schatten spenden sollte.[1]

1957 brannte das 60 Jahre alte Holzhaus leider völlig aus. In der Zwischenzeit waren die Rechtler Besitzer des Tales geworden und sie bauten eine neue, moderne Wirtschaft.

[1] Einen lebendigen Bericht über Max und Ludwina Kappeler und ihr Oytalhaus erstellte Agnes Schöll im Heft 18 „Unser Oberstdorf“.

Das Oytal hinter dem Oytalhaus
Das Oytal hinter dem Oytalhaus
AR
Der Oybach am Hohenadelweg
Der Oybach am Hohenadelweg
AR