Erzählung: Der Mulireiter
Vor dem Gasthof zum Mohren in Oberstdorf standen in früheren Jahren etliche Mulis bereit, auf denen die ganz bequemen Sommergäste zum Nebelhorn Haus hinauf reiten konnten.
Pflichtgetreu trabten die braven Tiere bergan und bergab, und wenn sie unten wieder angelangt waren, blieben sie vor dem Mohren stehen, um dort ihre lebende Fracht abzusetzen.
Einmal hatte ein Herr, der von solch stolzem Ritte heimkehrte, sich in den Kopf gesetzt, vom Mohren noch weiter in seine in seine Wohnung zu reiten. Doch dieser Neuerung war das Muli durchaus abgeneigt. Es rührte sich nicht vom Fleck, so viel auch der Mann zog und zerrte, schlug und schimpfte. In kurzer Zeit sammelten sich Zuschauer. Da wurde der Reiter zornig und rief:
„Was steht ihr denn da? Habt ihr noch keinen Esel gesehen?“
Ein alter Oberstdorf gab die Antwort: „Woll, woll! Aber no nie zwi ufanond!“
Mitgeteilt von Eugen Heimhuber, Oberstdorf
aus UO H05 S. 225; UO H 27 S. 595