Mädelealpen (1100 - 2200 m, Galt, teilweise aufgelassen)

Untere Mädelalpe
Untere Mädelalpe
Uli Rößle

Die ehemalige Alpe Mädele umfasste das Ursprungsgebiet der Trettach mit dem Sperrbach, also die heutigen Alpen Untermädele (1250 m), Obermädele (1850 m), die abgegangene Mussenalp (1300 m) im Sperrbachtal mit dem Knie; dazu gemeinsam mit der Spielmannsau den Sinkerschwand. Zu diesen einzelnen Alpen bestehen jeweils eigene Einträge. Die Mädelealp war eine große Genossenschaftsalpe und noch 1554 ein Lehen der Heimenhofen. Im 17. Jh. bis etwa 1800 erschienen als Lehensherrn die Grafen von Königsegg-Rothenfels. Schon 1582 war von der "Schafweide auf Medele" die Rede, die einen bedeutenden Umfang hatte und heute noch eine Rolle spielt. Die Alpe scheint erst nach 1800 in Untermädele und Obermädele geteilt worden zu sein. Beide wurden in der Folge als Sennalpen eingerichtet.

Die Alpe Obermädele wurde 1865 an eine Lechtaler Alpgenossenschaft verkauft. Um 1870 soll sie mit 50 - 60 Kühen beschlagen worden sein. Oberjäger Speiser berichtet in seinem Buch von einer spannenden, winterlichen „Gemsjagd“ im Bereich der Alpe Obermädele, bei der die Alphütte Zuflucht bot[1]. Die Alphütte brannte demnach erst im 20. Jahrhundert ab und wurde nicht wieder aufgebaut. In den 1970er-Jahren gab es eine große Diskussion, wegen der durch die Schafe auf dem Fürschießer angerichteten Erosion.

Namen:

Vorausgesetzt, dass wirklich das Wort "Mahd" zugrunde liegt, dürfte der Name vom Lechtal aus gegeben worden sein. Hier kommt das Wort nämlich sehr häufig vor, während es im Allgäu sehr selten ist. Der Ausgangspunkt des Namens könnten am ehesten die großen flachen Grasböden nördlich des Kratzers gewesen sein.

Auf- und Abstieg:

Aus dem Trettachtal führt der Weg an der Unteren Mädele-Alpe und der Kapelle Am Knie vorbei durch den Sperrbachtobel zur Kemptner Hütte, die mitten im Weidegebiet der Oberen Mädele-Alpe liegt.

 

Erzählung: Schluttars Baptist

Weit hinten im Tal der Spielmannsau, in der „Oberen Au“ nahe der Sennhütte, hauste vor Jahren „Schluttars Baptist“ mit seiner Schwester. Die zwei betrieben zur Winterzeit die Stickerei. Der Baptist aber suchte zwischendrein auch andere Beschäftigung. Als Pechler kratzte er das Harz von den wunden Tannen, und weil man gar so leicht nach Tirol hinüber kam, verlegte er sich ab und zu auch aufs Schwärzen. Dabei haben sie ihn drüben einmal erwischt, und als er wieder zurückkam und gefragt wurde, wie lange sie ihn behalten haben, gab er, als ob er nicht bis neunzehn zählen könne, den Bescheid:

„Ukrat achtzeh Wucha und zeche Däg.“

Das Schmuggeln gab er deswegen nicht auf, und so kam er einmal im Winter mit einem Fäßle Wein aus dem tirolischen herüber. Wie er schon am unteren Knie vorbei ist, sieht er auf einmal zwei bayerische Grenzer daher kommen. Kurz entschlossen gräbt er ein Loch in den Schnee, steckt das Fäßle hinein, deckt Schnee darüber und - knüpft die Hosenträger ab. Wie die Grenze näher kommen, hockt er über seiner Schatzkammer und unternimmt etwas, was man sonst aufs verschwiegene „Hüsle“ aufzusparen pflegt.

Die Grenzer gehen vorüber, schimpfen über den unmanierlichen Menschen, machen aber daß sie rasch aus Geruchsweite kommen.

Der Baptist geht nach vollbrachter Tat ruhig seines Weges weiter, kehrt dann, sobald er sich sicher fühlt, wieder um und holt in aller Gemütsruhe das Fäßle aus dem Versteck.

Mitgeteilt von Josef Joas, Oberstdorf.

in „Bunte Blätter“ S. 69f

[1] Das spannende Erlebnis hielt er im Buch „Erlebnisse eines Bergjägers“, S. 163, fest

Die Kemptner Hütte steht auf dem Platz der alten Obermädelelape
Die Kemptner Hütte steht auf dem Platz der alten Obermädelelape
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