Prinzregent Luitpold von Bayern (1821-1912)

Prinzregent Luitpold bei Jagd
Prinzregent Luitpold bei Jagd
Archiv Heimatmuseum Oberstdorf

Prinz Luitpold war der dritte Sohn des bayerischen Königs Ludwig I und wurde am 12.3.1821 geboren. Er übernahm am 10. Juni 1886 die Regentschaft für seinen Neffen, den Märchenkönig Ludwig II, als dieser wegen seiner Verschwendungssucht entmündigt wurde. Doch schon drei Tage später ertrank Ludwig II unter mysteriösen Umständen im Starnberger See. Da sich sein legitimer Nachfolger  und Bruder Otto schon in einer psychiatrischen Klinik befand, führte Luitpold auch für ihn die Regentschaft. Offiziell hieß sein Titel „Verweser des Königreiches Bayern“- allgemein nannte man ihn jetzt „Prinzregent“. Seine Regierungszeit, die zum eigentlich „goldenen Zeitalter“ Bayerns wurde,  endete gleichzeitig mit seinem Tode am 12.12.1912. 

Luitpold liebte schon als Junge die Natur und die Berge und begann früh er mit seinem leidenschaftlichen Hobby, der Jagd. Diese Begeisterung brachte ihn auch nach Oberstdorf, wo er 1851 die Gemeindejagd pachtete und sie zu seiner offiziellen „Hofjagd“ machte. Wenn er im Ort weilte, wohnte er im 1856 erbauten "Königlichen Jagdhaus“. Somit war er wohl einer der ersten Zweitwohnungsbesitzer Oberstdorfs. Heute befindet sich dort in den historischen Räumen die gleichnamige Gaststätte der Familie Bolkart-Fetz.
Im Laufe der folgenden Jahre baute er seinen Besitz in Oberstdorf durch Ankauf einer ganze Reihe von Alpen systematisch aus.
Erst 1896 wurde das Heylsche Jagdgebiet Gerstruben und Spiemannsau abgetrennt. In diesem Jahr zahlte er 2500 Mark (rund 4300 Gulden) Pacht.
Aber auch sozial engagierte sich der Prinz. Als in der Nacht vom 5. auf den 6. Mai 1865 halb Oberstdorf dem Brand zum Opfer fiel, befand sich der Prinzregent gerade im Warmatsgund zur Hahnenbalz. Spontan stellte er sein Jagdhaus Obdachlosen zur Verfügung und gab 1300 Gulden aus seiner Privatschatulle.  
Außerdem stiftete er jährlich 10 Kindern aus bedürftigen Familien ein Sparbuch mit je 50 Mark Einlage. Begabten Jugendlichen gewährte er Beihilfen, damit sie studieren konnten.
Für die Kinder im Ort war sein Geburtstag am 12. März immer ein ganz besonderes Fest, denn er spendierte nicht nur einen schulfreien Tag, sondern auch jedem Kind eine Semmel und eine Wurst und - man höre - jedem Kind ab der 3. Klasse einen Schoppen Bier!
Für Oberstdorf als aufstrebender Kurort waren seine regelmäßigen Besuche natürlich von herausragender Bedeutung. Da, wo der Prinzregent Urlaub machte, dort wollten sich auch andere sehen lassen. So bauten sich u.a. die Fürsten Fugger und der Fabrikant Probst Sommerhäuser auf Oberstdorfer Flur. Mit ihnen kamen viele weitere Sommerfrischler in unser damals so abgelegenes Tal.
Da war es klar, dass die Oberstdorfer ihm zu Ehren kurz vor seinem Tode ein Standbild gleich neben dem Jagdhaus (Ecke Ludwigstraße - Prinzentstraße) aufstellten. Die kupfergetriebene Plastik von Franz-Xaver Abt nach einer Vorlage des Münchner Malers Defregger zeigt den Landesherrn in Jagdkleidung. Die Inschrift auf der beigefügten Steintafel lautet: "Die dankbare Gemeinde Oberstdorf". Jetzt findet sich dort zusätzlich eine Gedenkafel mit nebenstehendem Text:
Prinzregenten Denkmal
"1912 nach einem Gemälde von Franz Defregger von Bildhauer Xaver Abt geschaffen. Prinzregent Lutitpold (1821 - 1912) war insbesondere 1865 nach dem großen Brand Helfer und Förderer unseres Ortes."
Nach dem Tode des Prinzregenten blieb das Jagdhaus im Besitz der Familie. Seine Enkelin, Wiltrud Maria Alix, Königliche Prinzessin von Bayern, verheiratete Gräfin von Urach lebte seit 1940 zusammen mit ihrer Zofe „Fräulein Monika“ im Haus ihres Großvaters. Als die „Hoheit“, wie sie im Ort nur genannt wurde, 1975 verstarb, kam Luitpolds Stuhl aus ihrem Nachlass ins Museum.  Nur eine Bedingung war daran verknüpft: Immer wenn der Bischof von Augsburg zur Firmung unsere Pfarrkirche besucht, muss der Stuhl dorthin befördert werden, um ihm als Sitzplatz zu gereichen.

Weitere Informationen:

Luitpold Karl Joseph Wilhelm, Prinzregent von Bayern 1886-1912
* 12-Mar-1821, Würzburg
+ 12-Dez-1912, München, Grabstätte: Theatinerkirche in München

Vater:
Ludwig I., König v.Bayern (1786-1868)
Mutter:
Theresie, Prinzessin v.Sachsen-Hildburghausen (1792-1854)
Ehe:
oo 1844: Augusta Ferdinande, Erzherzogin v.Österreich, Prinzessin v.Toskana (1825-1864)
Kinder:
Ludwig III., König v.Bayern (1845-1921)
oo 1868: Marie Therese, Erzherzogin v.Österreich-Este, Prinzessin v.Modena (1849-1919)
Leopold, Prinz v.Bayern (1846-1930)
oo 1873: Gisela, Erzherzogin v.Österreich (1856-1932)
Therese, Prinzessin v.Bayern, Schriftstellerin (12.11.1850-19.9.1925)
Arnulf, Prinz v.Bayern (1852-1907)
oo 1882: Therese, Prinzessin v.Liechtenstein (1850-1938)

Prinzregent Luipold auf einem Gemälde von Defregger
Prinzregent Luipold auf einem Gemälde von Defregger
AR
1856 erbaute Prinzregent Luitpold das Jagdhaus mitten in die Wiesen südlich der Pfarrkiche.
1856 erbaute Prinzregent Luitpold das Jagdhaus mitten in die Wiesen südlich der Pfarrkiche.
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Prinzregent Luitpold bei der Gämsjagd
Prinzregent Luitpold bei der Gämsjagd
Archiv Heimatmuseum Oberstdorf
Jagdgesellschaft mit dem Prinzregenten Luitpold (Mitte) und Leo Dorn (rechts)
Jagdgesellschaft mit dem Prinzregenten Luitpold (Mitte) und Leo Dorn (rechts)
Archiv Heimatmuseum Oberstdorf
Denkmal des Prinzregenten in der Prinzenstraße
Denkmal des Prinzregenten in der Prinzenstraße
Christine Uebelhör
Tafel am Prinzenkreuz im Oytal
Tafel am Prinzenkreuz im Oytal
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Stuhl des Prinzregenten im Heimatmuseum Oberstdorf
Stuhl des Prinzregenten im Heimatmuseum Oberstdorf
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