Das Klausen- und Bärbeletreiben
Am Abend des 6. Dezembers findet in Oberstdorf das Klausentreiben statt. Dabei verkleiden sich junge Burschen mit Fellen. Auf dem Kopf tragen sie den "Klöüsegrind" und "a Rüete händ se i dr Hoand". Überall hören wir ihre Glocken und Schellen. So beschreibt schon Reiser am Ende des 19. Jahrhunderts diesen Brauch (siehe Bild des Reisertextes rechts). Die Klausen sollten in den längsten Nächten des Jahres die Wintergeister aus den Orten vertreiben. Dieses Brauchtum entstand, als unsere Vorfahren noch nicht an Christus glaubten und fand wahrscheinlich ursprünglich in den Zeiten der Raunächte (um den 21.Dezember) statt. Versuche, das Brauchtum nach der Christianisierung abzuschaffen, scheiterten am Widerstand der Allgäuer. Deshalb verlegten die Geistlichen irgendwann den Brauch auf den 6. Dezember, dem Geburtstag des gutmütigen Heiligen Nikolaus, um ihn zu entschärfen.
Anmerkung zum "Klöüsehäs":
Die Beschreibung Reisers stimmt mit der Kleidung der Klausen der letzten Jahre überein. Trotzdem gehörten Felljacken und Hörner auf den Pelzköpfen auf jeden Fall nicht kontinuierlich zur Ausstattung der Wilden Klausen, wie ein Bild von Karl Hofmann aus dem Jahr 1930 beweist (siehe Bild rechts). Doch das Klausenmodell im Heimatmuseum (wahrscheinlich aus dem Jahr 1932) ähnelt schon wieder eher den heutigen Klausen. Das ungewöhnliche Aussehen der Klausen in manch anderen Orten des Allgäus, wie z. B. in Bihlerdorf, beweist, dass das Aussehen der wilden Gesellen deutlich variieren kann. Doch was jetzt in den letzten Jahren besonders in den unterländischen Gemeinden passiert, hat nichts mehr mit dem Brauch an sich zu tun. Besonders bei den Umzügen präsentieren sich liebenswürdige Fellmonster, die eher in das "Plüschmillieu" passen.
Das Bärbeletreiben
In den 60er Jahren hat am 4. Dezember (dem Barbaratag) in Oberstdorf auch das sogenannte Bärbeletreiben wieder Fuß gefasst. Dabei verkleiden sich junge und junggebliebene Frauen als Hexen, die auch mit Ruten bewaffnet ihr Unwesen treiben (Bild 3). Vielleicht bestand ihre Aufgabe darin, die Geister mit ihren Reisigbesen aus den Häusern zu kehren, von wo sie zwei Tage später aus dem Ort getrieben wurden.
Feaderhansl
Zu meiner Kindheit, also vor mehr als 50 Jahren, gab es auch bei uns in den Bäckereien noch diesen mit einem Papiernikolaus beklebten Honiglebkuchen, an dessen oberen Ende eine farbige Feder eingeklebt war. Interessanter Weise hatte dieser Nikolaus nicht die Kleidung unseres Heiligen, sondern sah aus, wie der amerikanische Weihnachtsmann. Heute wird er leider nur noch beim "Kirchebäck" in Hindelang hergestellt und verkauft.
Anmerkung für Gäste:
Dieser Brauch findet bei uns in Oberstdorf noch sehr ursprünglich statt und die Klausen nehmen keine Rücksicht auf eventuelle Empfindlichkeiten. Ich rate deshalb unerfahrenen Gästen, sich das Klausentreiben von einem sicheren Platz aus zu betrachten. Sie können aber auch nach Sonthofen fahren, denn dort werden die Klausen in einer Art Käfig gehalten.