Hexe wider Willen
In Oberstdorf war die obere Mühle ein ganz besonders verdächtiger Ort. So soll es dort über mehrere Jahrhunderte immer wieder Hexen gegeben haben. Eine von ihnen musste sich aber für ihren Sohn opfern und war gegen ihren Willen zur Hexe geworden. Ihr Mann musste nämlich in den Krieg ziehen und kam nie wieder. Als sie ihr Kind geboren hatte, konnte sie nicht mehr richtig arbeiten. Da kam die ehrliche Frau an den Bettelstab. Das nutzte der Teufel und fragte bei ihr an, ob sie in seinen Dienst treten wolle. Die Frau aber wehrte sich trotz ihrer Not tapfer gegen diese Versuchung. Da drohte der Böse, dass er dem Kind etwas antun würde. Darauf gab sie ängstlich nach und willigte zögernd ein. Von da an musste sie den Bauern Milch und Eier wegzaubern. So sollte sie dieses dazu bringen zu fluchen und sich damit gegen Gott zu versündigen. Ihrem Vertrag kam sie jedoch eher recht als schlecht nach, denn sie nahm auch nur soviel für sich und ihr Kind, dass sie damit leidlich überleben konnten. Leider wurde jedoch gerade sie entlarft und ins Narrenhäusle gesperrt. Als sie auf dem Schindanger hingerichtet werden sollte, kam ein unbekannter, kleiner Mann zwischen den Zuschauern nach vorne und sprach für sie.. Er meinte, dass die "Hexe wider Willen" nie einem Menschen ernstlich geschadet hätte. Außerdem sei sie dazu noch jeden Tag vom Teufel verprügelt und beschimpft worden. Es müsse doch jeder der Anwesenden zugeben, dass sie ihren Sohn rechtschaffend und gottefürchtig erzogen habe. Da ließ man die Frau dann doch frei. Mutter und Kind mussten aber das Land verlassen. Man erzählte sich, dass aus diesem Hexensöhnlein später ein ehrwürdiger Geistlicher geworden sei. Er habe es in der neuen Heimat als Pfarrer und Teufelsaustreiber zu großer Anerkennung gebracht.