Der Hoarastane von der Kornauer Alp

Auf der Kornauer Alpe oberhalb der Breitachklamm musste man sich früher vor dem "Hoarastane" in Acht nehmen. Diese seltsame Gestalt mit ergrautem Bart hilet einen riesigen verasteten Stock in der Hand. Aus seinem Kopf ragten Kuhhörner wie bei einm wilden Klaus. Wer ihm begegnete, den hielt er auf und ließ ihn so lange nicht gehen, bis er ihm mit dem besagten Stock eines der beiden Hörner abgeschlagen hatte. Das war Hoarastanes gerechte Strafe. Als Senn sorgte er nämlich früher mit besonderer Freude dafür, dass Rinder ihre Hörner verlieren sollten. Wenn sie dann vor Schmerzen brüllten, dann lachte er nur. Nach seinem Tode wurde ihm deshalb auferlegt, zu geistern und die gleichen Qualen zu erleiden.
(Kurzfassung von A. Rößle)

Anmerkung:

An dieser Sage wird deutlich, wie schlimm früher mit armen Seelen umgesprungen wurde. Wir sehen jedoch auch, und das ist wichtig, daß der Umgang mit dem Vieh eine zentrale Bedeutung innehatte. "Es gehört in der Vorstellung der Bauern zu den verwerflichsten Sünden, wenn der Hirte der Herde ... Schaden tut. Waren die Tiere doch das kostbarste Gut des Bauern. Deshalb mußte auf den Hirten unbedingt Verlaß sein." . Dies beweist auch die große Anzahl von Sagen, die sich mit diesem alpwirtschaftlichen Themenspektrum beschäftigen. Der Frevel am Vieh hatte höllische Qualen zur Folge. Ein weiteres Beispiel ist der „Näsgeist“ von Tiefenbach, in der ein bekanntes griechisches Sagenmotiv variiert wird.

Oberstdorfer Sagen: Der Hoaresdoane
Oberstdorfer Sagen: Der Hoaresdoane