"Kalte Feuer" auf Alpen
Wer jahraus und jahrein in der Natur unterwegs ist, lernt schnell die besondere Zeichen in der Natur zu deuten. So wussten die Sennen früher natürlich sofort, dass besonders viele Geister unterwegs waren, wenn es in der Luft „bramselet“* war. Diese Geister konnten sogar Milchkübel, die man zum Trocknen auf Hagstecken gestülpt hatte, zum Leuchten und Brennen bringen. Da es aber nur ein "kaltes Feuer" war, passierte den Milchkanten nichts.
Die Hütte der Sölleralpe soll einmal Feuer gefangen haben, ohne dass es eine Gewitter gab. Das war nur geschehen, weil die Berggeister mit den Sennen unzufrieden waren. Für einen erfahrenen Senn war es deshalb selbstverständlich, dass er den Geistern an solch einem besonderen Tag einen Gefallen tat. Besonders schlimm war es, wenn die „Tüüffen“** geheimnisvoll knisterten und es in der Hütte knackt, als wäre der Holzwurm sogar noch unter den Dachlandern aktiv. An diesen Tagen ließ der Senn beim Melken vorsichtshalber ein paar Tropfen im Euter, damit die Geister auch etwas davon abbekamen. Das schadete auf der einen Seiten den Kühen nicht, dafür stellte es auf der anderen die Berggeister zufrieden. Sie stellten dann an der Alpe nichts Böses an, auch nicht wenn alles Eisen an der Hütte in unheimliches, gespenstisches Licht getaucht war.
(nacherzählt von A. Rößle)
* Anmerkungen:
bramselet: unbekannt, vielleicht brummen, schwirren ?
** Tüüffen = Latschen