Der Funkensonntag

Funken mit Funkenhexe (Symbol für den Winter)
Funken mit Funkenhexe (Symbol für den Winter)
Andreas Rößle

Am ersten Sonntag der Fastenzeit wird im Allgäu auf vielen Hügeln der „Funken“ abgebrannt. Dieses Brauchtum reicht weit zurück in die Keltenzeit und wird besonders im alemannischen Sprachraum gepflegt. Auch wenn heute der Funken eher einen Unterhaltungswert besitzt, wird man als Zuschauer doch auch von dem ursprünglich archaischen Gefühl in Besitz genommen, wenn am Höhepunkt die Spitze des Funkens zu brennen beginnt. Bei dieser Gelegenheit ist man versucht, in die Gedankenwelt unserer Vorfahren eintauchen, als dieses Ritual noch stärker von den Elementen des alten Glaubens geprägt wurde.
Heute besitzt es schon Wettbewerbscharakter den größten "Funkenturm" der Gegend aufzubauen. Meistens ist dies Aufgabe der jungen Leute im Ort, die natürlich zu gerne auf die alten Christbäume als Füllmaterial zurückgreifen. Dass dabei in der Nacht zum Sonntag eine "Funkenwache" bereitstehen muss, versteht sich da von selbst.
Oft wird oben auf einer Stange noch die sogenannte „Funkenhexe“ montiert, die ein Sinnbild des Winters darstellt, der vertrieben werden muss. Dass mir dabei leider auch die barbarischen Zeiten in Erinnerung kommen, als wirklich unschuldige Frauen als Hexen gebrandmarkt durch solche Feuer ums Leben kamen, sei mir in diesem Nebensatz gestattet. Dass nicht alle jubeln, wenn die „Funkenhexe" dann in Flammen aufgeht, ist deshalb leicht verständlich. Ehrensache ist dabei, dass der Holzturm nicht vorher umfällt. Teilweise erreichen die größten Funken eine Höhe von bis zu 30 Metern.
Zu jedem ordentlichen Funken sollten natürlich auch die Funkenküchle gehören.
Wenn man Reiser glauben darf, war dieses Brauchtum im obersten Allgäu südlich von Immenstadt vor 100 Jahren überhaupt nicht vorhanden. Doch im Laufe der Jahre breitete es sich immer mehr in Richtung Süden aus. Als in den Oberstdorfer Filialen Schöllang und Tiefenbach schon die ersten Funken loderten, herrschte diesbezüglich in unserem Tal noch Ruhe. Ein ersten Auflodern soll es laut Erzählungen dann in der Zeit des tausendjährigen Reiches gegeben haben, als dieses Brauchtum, wie viele andere auch, von der nationalsozialistischen Ideologie missbraucht wurde. Mitte der 80er-Jahre war der Funken schlussendlich auch auf unseren Bergen rund um Oberstdorf angekommen. Ersten Versuchen nahe den Schattenbergschanzen folgte schon bald ein Funken am Karatsbichel, der jetzt schon seit zwanzig Jahren regelmäßig abgehalten wird. Hin und wieder kann man auch einen Funken am "Funkensatz" am Schattenberg bewundern. Für einige Jahre entwickelte sich auch der Platz am Jauchenkreuz zum gut bsuchten Funkenplatz in Oberstdorf, der federführend von den jungen Männern der Ortsteile Jauchen, Reute und Kornau errichtet wird.

Der Funken wird aufgebaut.
Der Funken wird aufgebaut.
AR
Der Funken brennt!
Der Funken brennt!
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Der Funken bricht zusammen.
Der Funken bricht zusammen.
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Am Funkensonntag gibt's taditionell Funkekiachle.
Am Funkensonntag gibt's taditionell Funkekiachle.
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