Der Adlerjäger Leo Dorn (1835-1915)

Jagdgesellschaft mit dem Prinzregenten Luitpold (Mitte) und Leo Dorn (rechts)
Jagdgesellschaft mit dem Prinzregenten Luitpold (Mitte) und Leo Dorn (rechts)
Archiv Heimatmuseum Oberstdorf

Gleich drei Räume widmen sich im Heimatmuseum Oberstdorf dem Thema Jagd. Das Waidwerk war am Ende des 19. Jahrhunderts eine wichtige Triebfeder des Tourismus. Prinzregent Luitpold und auch Baron von Heyl besaßen große Jagdgebiete in den Oberstdorfer Bergen. Da, wo sich solch illustre Herren aufhielten, wollten natürlich auch andere Urlaub machen.
Im 2. Jagdraum im Museum finden wir unter einem, leider von vielen Besuchern arg zerrupftem Steinadler, eine weiße Büste mit der Aufschrift "Adlerkönig Leo Dorn". Das macht neugierig! Wie kommt ein einfacher Jäger zu solch einem Titel?
Leo Dorn wurde 1835 in Oberstdorf geboren. Schon sein Vater war von Beruf Jäger und gab sein Wissen an seinen Sohn weiter. Leo war in Oberstdorf als Draufgänger bekannt. Zusammen mit seinem Freund Thaddäus Blattner bestieg er die schwersten Gipfel wie die Höfats, lange bevor die bekannten Alpinisten oben waren. So wurde auch Prinzregent Luitpold auf ihn aufmerksam, denn er suchte einen verwegenen Jäger für sein Revier in Hindelang. Dort hatte er regelmäßig Probleme mit Wilderern, die aus dem Tirolischen über die Grenze kamen. Nach eigenen Angaben bezwang der neue Oberjäger Dorn erfolgreich 41 Wilddiebe in teilweise harten Kämpfen und Schusswechseln. Dabei betonte er jedoch, dass er keinen einzigen töten musste.
Ein weiterer Feind der Jäger war der damals häufig vorkommende Steinadler. Der König der Lüfte schlug gerne Reh- und Gämskitze. Außerdem waren junge Lämmer eine weitere bevorzugte Beute des größten Greifvogels unserer Region. 1886 soll einer sogar auf einer Alpe im Gebiet des Hohen Ifen ein zweijähriges Mädchen, das die Eltern beim Beerenpflücken abgelegt hatten, entführt haben. Leo Dorn sah deshalb in der Ausrottung dieses üblen Feindes seine Lebensaufgabe. Schon als 15-Jähriger soll er im Oytal einen Adlerhorst ausgenommen haben. Seine Leidenschaft wurde so fanatisch, dass er sogar Rehe und Gämsen als Luder auslegte, um einen Adler anzulocken. Das Wildbret hätte laut Anordnung des Prinzregenten eigentlich den armen Familien im Hindelanger Tal zugestanden. Das war ihm jedoch egal, er hatte nur ein Ziel: Er wollte die meisten Adler zu schießen, denn in Oberstdorf war ihm der dortige Oberjäger Max Speiser auf den Fersen.
Ende 1890 erlegte er schließlich seinen 50. Adler und Prinzregent Luitpold ernannte ihn per Urkunde zum "Adlerkönig". Das Ganze wurde später auch mit einem Schützenfest in Hindelang gebührend gefeiert. Damit wurde er zur Legende und der berühmte Schriftsteller Ludwig Ganghofer, der ihn sogar persönlich besuchte, adelte "den gerühmtesten Adlerjäger des bayrischen Hochlandes" in dem er ihn in seinem Buch "Das deutsche Jägerbuch" ausführlich zu Wort kommen ließ und auch sein Bild als Titelbild für das Buch nahm.
Im Jahre 1912 schoss Dorn schließlich seinen letzten und 77. Adler, der auf einem Misthaufen saß. Im Alter von fast 80 Jahren starb der Adlerkönig in seiner Wahlheimat Hindelang. In seinem Geburtsort Oberstdorf wird er durch die Büste im Heimatmuseum und eine Skulptur an seinem Geburtshaus geehrt.

Leo Dorn
Leo Dorn
Archiv Heimatmuseum Oberstdorf
Der Adlerjäger Leo Dorn
AR
Der Adlerjäger Leo Dorn
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