Die Hexe und die Zimmerleute
Als in Tiefenbach bei einem Hausbaue einmal die Zimmerleute einen „Diebel“, d.i. einen großen hölzernen Nagel, mit dem „Hai*“ ungemein fest in die „Flöcken**“ eingetrieben hatten, sprach der Meister: „So, den zieht auch kein altes Weib mehr mit den Zähnen heraus!“ und lachte dazu. Da ing aber gerade ein altes Weible am Bauplatz vorbei, hatte das mitangehört und rief nun dem Meister schelmisch zu:
„Meister, Meister, sag’ it z’viel!
Die alte Wiber künnet viel,“
Und humpelte ihres Weges wieder weiter. Kurz darauf gingen die Zimmerleute hinein zum Vesperbrot. Als sie wieder zur Arbeit zurückkehrten, lag da der „Diebel“, den sie vorher s fest in das Holz eingetrieben hatten, auf der Holzflöcke neben dem Loch. Darob konnten sich die Zimmerleute nicht genug verwundern und erkannten nun wohl, dass die Alte eine Hexe war und was diese vermögen. (Tiefenbach und Bühl)
*Hai: schweres, hölzernes Schlagwerkzeug (mündl. Angabe von Herrn Josef Zobel)
**Flöcken: Flecken, Balken, Fußbodendielen (mündl. Angabe von Herrn Josef Zobel)