Der Wasachpudel bei Tiefenbach

Wer des Nachts auf dem Wege von Langenwang oder Oberstdorf nach Tiefenbach am Wasach entlang geht, wird zuweilen vom Wasachpudel belästigt oder in Schrecken gebracht, wie das schon viele Tiefenbacher erfahren haben. So sprang er einmal dem H. auf den Rücken und drückte ihn so stark, daß er fast nicht mehr gehen konnte und bleich wie eine Leiche und ganz verstört daheim ankam. Den M. verfolgte er einmal bis zur "Kreuzlesgasse". Einem anderen ging er eine lange Strecke weit immer auf drei Schritte Entfernung hinten nach; blieb er stehen, so blieb der Pudel auch stehen; ging jener schnell, so folgte dieser ebenso schnell, und das dauerte bis zum Kruzifix, von wo der Pudel sich dann abwärts gegen die Breitach zu durch die Felder schlug. Dabei wurde er aber immer größer und nahm endlich die Gestalt eines Mannes an.
Manchmal kam er bis zum Bachtel vor und verführte da die Leute, wie es auch einmal dem N. passierte, als er von Oberstdorf über die Reute und den Breitachsteg heim wollte. Obwohl er diesen Weg schon hundertmal gegangen war, konnte er diesmal durchaus den Steg nicht finden und watete endlich durch den Fluß. Nun vermochte er aber auf dieser Seite nicht aus dem Walde hinauszufinden, und um dem Pudel endlich auszukommen, kehrte er nochmals durch das Wasser zurück und Oberstdorf zu. Als es am Morgen das Gebet läutete, war er bei Kornau.