Der Türkenmarte von Oberstdorf

Der Schwedenmartl, Fresko am Haus Kaiser in der Oststraße
Der Schwedenmartl, Fresko am Haus Kaiser in der Oststraße
E. A. Pfeifer im Buch "Oberstdorf im Allgäu"

Während des dreißigjährigen Krieges - nach einer in Schöllang befindlichen „Chronik“ war es am 13. August 1647 - ritt einmal abends ein „Thurk oder schwedischer Offizier“ von Oberstdorf durch das Ösch hinaus gegen Loretto, als ihm ein Bauer Namens Martin Schwägerle mit einem Fuder Heu entgegen gefahren kam und ein überaus schönes Roß am Wagen hatte. Das stach dem Schweden, der selber auf einem elenden Klepper ritt, so sehr in die Augen, dass er kurzweg verlangte, jener solle das Pferd „aussetzen“ und gegen den alten Halter umtauschen. Obwohl ob dieser kurz angebundenen Zumutung dem Marte der heilige Zorn aufstieg, so bemeisterte er sich doch, so gut er konnte, und stellte sich, da er die Schweden als gar gewaltthätig kannte, willfährig. Während aber der Offizier ihm beim Ausspannen behilflich war und die „Land“ hielt, erfasste jener das „Sillscheit“ und schlug mit einem mächtigen Schlag den Schweden nieder. (Nach der genannten Chronik ließ er ihn erst satteln und aufsitzen.)

Niemand hatte die That mitangesehen, und um nicht verraten zu werden und der Rache der übrigen Schweden anheimzufallen, schleppte er sogleich den Erschlagenen neben das Fuder Heu und stürzte dieses mit einem verzweifelten Ruck um und auf den Toten, dass es den selben bedecke. Nun hatte er aber erst Mühe, die hernach des Weges kommenden Nachbarsleute vor Hilfeleistung abzuwehen und sie durch allerlei Ausflüchte und Ausreden zu hindern, dass sie die Hand anlegten, ihm das Heu umladen zu helfen. Mit Einbruch der Nacht aber zog  er den Schweden unter dem Heu hervor und trug ihn hinauf auf die Anhöhe oberhalb Loretto, wo er ihn „im Stock“ unweit des heutigen Schwimmbades vergrub. Den Sattel aber bewahrte er, damit die Sache nicht ruchbar werde, lange in einer alten Rumpelkammer auf. Später aber entdeckte man zufällig einmal an demselben ein kleines Behältnis; er machte es auf und fand es voller blanker Goldmünzen. Dadurch ward der Marte ungemein reich und als hernach das Abenteuer bekannt geworden war, hieß ,man ihn nur mehr den „Türkenmarte“. Seine Nachkommen bis in das neu Glied herab waren noch alle reiche Leute.
(Reiser: S. 472)