Der Katzebue
In Obertiefenbach und Umgebung trieb vor alten Zeiten lange der „Katzebue“ sein Unwesen, der ein vollendeter Hexenmeister und Zauberer war, nebenbei auch viele Diebereien verübte und zuweilen ein reines Räuberleben führte. Er vermochte auf einer Holznuß, wenn sie noch in der grünen Hülle steckte, in den Lüften dahinzureiten und konnte jederzeit Unwetter und Hagel machen.
Als er einmal im einem Hause in Winkel zu Tiefenbach war, wollten einige Anwesende seine Kunst, Wetter zu machen, anzweifeln und forderten ihn auf, er solle das ihnen doch einmal vermachen, wenn er es könne. Da ließ der Hexenkünstler alle Fenster in der Stube schließen, dass das Wetter nicht ins Freie entweichen könne, machte seine Sprüche und Sachen, und siehe, es fing richtig an zu hageln, und die größten „Zöjen“ und Hagelkörner fielen herab, dass es allen im Hause grauste und sie ihn bitten mußten, dem Hexenwerke Einhalt zu thun!
Er hatte mancherlei Eigenheiten. So verschmähte er zeitlebens Erdäpfel und Bohnen; denn er esse nichts, was nicht Sonne und Mond angeschienen habe. Wegen seiner vielen Frevelthaten und Räubereien ward eraber von der Obrigkeit viel verfolgt, und oft rettet er sich nur, dass er auf den Friedhof zu Tiefenbach flüchtete, der wie überhaupt jeder Freithof damals noch als Freistätte galt, wo man ihn nicht fassen durfte. Um ihn nicht entkommen zu lassen, umzingelte man den Kirchhof oft tagelang, dass er öfters hier hätte verhungern müssen, wenn nicht Leute manchmal mit ihm Erbarmen gehabt und ihm Brot über die Kirchhofmauer geworden hätten, nur um ihn nicht verhungern zu sehen. Durch allerlei List entkam er aber immer wieder. bis er endlich doch in einer Heuschinde im Walserthal umzingelt und ergriffen wurde. Dem Bergführer gab er sich ganz gelassen und reuig und flehte, man möchte ihm vor seinem nahestehenden Ende doch noch einen Wunsch erfüllen und ihm, weil es gerade Nusszeit sei, einige Haselnüsse darreichen, die er ums Leben gern esse. War aber dies geheime List; denn er wollte damit nur seine Hexerei treiben, und das merkte man und sah sich vor. Man war ihm zwar zu Willen, aber überreichte ihm die Nüsse ohne „Sättele“, denen dadurch die Zauberkraft genommen wurde.
Vor seiner Hinrichtung im Bregenzerwald bekannte er noch vor der umstehenden Menge, dass sein erster Diebstahl in einer Nähnadel bestand, die er der Mutter gebracht habe, wofür sie ihn dann belobt habe. Wer einen Gruß oder „B’richt“ an den Teufel „aufgeben wolle, soll es sagen; er werde ihn pünktlich „ausrichten“, und sie starb er unbußfertig und verstockt.