Der fliegende Tiefenbacher

Oberstdorf Tiefenbach mit Pfarrkirche St. Barbara
Tiefenbach mit Pfarrkirche St. Barbara
AR

Ein Bauer wollte einmal des Nachts sein Weib wecken, fand aber zu seiner Überraschung statt ihrer ein Scheit Holz im Bette liegen. Da faßte er schlimmen Verdacht, nahm sich aber vor, am Morgen von seiner Entdeckung nichts verlauten zu lassen, um künftig besser aufpassen und ihr nachschleichen zu können. Richtig vergingen gar nicht viele Nächte, während deren er acht gegeben  hatte, so stand das Weib, als sie den Mann schlafend glaubte, wieder auf und dixelte zur Gadentür hinaus und er ihr allsogleich heimlich nach. Da sah er, wie sie beim Ofenloch stand, ein Salbhäfele vom Gesimse herablangte, sich mit der Salbe die Knie einrieb und dann sprach: "Omma nus und nina na!" Und nun fuhr sie plötzlich zum Kamin hinauf und fort. Holla, dachte sich der Mann, das kannst du auch und fahrst nach, und bestrich sich mit der Salbe. Er hatte aber das Sprüchlein nicht richtig verstanden und rief: "Omma nus und üb'rall na!" Da nahm es ihn wohl auch in die Höhe; aber schon im Kamin wurde er so jämmerlich an allen Ecken und Wänden herumgeworfen, daß er ganz zerschunden und über und über mit blauen Mälern und Maßen bedeckt war. Als er endlich auf einem Platz ankam, sah er, wie die Hexen in großer Anzahl bluddnackt herumtanzten und sich immer wieder vor einem verneigten, der Bocksfüße hatte. Da rief er voll Entsetzten: "Jesus, Maria und Joseph!" Und kaum hatte er die heiligen Namen ausgesprochen, so waren alle wie auf einen Schlag auseinander gestoben und verschwunden; er aber steckte in einem großen, fürchterlichen Sumpfe.

Hexe fliegt zum Heuberg
Hexe fliegt zum Heuberg
gemeinfrei