Das Muetes und der Marte zu Ruben
Einmal nahm es in Ruben den Marte mit, einen Wilderer der wahrschienlich gefrevelt, d.h. bei seinem Herannahen sich nicht niedergelegt hatte. Es trug ihn in den Lüften so schnell dahin, dass er kaum wusste, wie ihm geschah. Auf einmal befand er sich in einem großen, schönen Saal. Da wurde gar wunderschöne Musik aufgespielt; lieblicher Gesag ertönte dazu, und viele, viele Leute, Männer und Frauen, schritten hin und her und ging es so lebhaft zu, als wäre ein Markt hier. Wie der Marte da verwundert so zusah, glaubte er plötzlich eine ihm gut bekannte Wirtin unter der Menge zu erkennen, und so konnte er sich vor Verwunderung nicht zurückhalten und schrie der Frau zu: „Da grüeß Gott, Stasel! Bist du auch da?“ Er aber grüß Gott sagen und der ganze Saal mit allen Leuten und aller Pracht verschwinden war eins. Der Marte aber sah jetzt, dass er in einem schrecklich wilden Dufenmoos steckte, aus dem er sich fast gar nicht herausarbeiten konnte und lange, lange brauchte, bis er wieder heimfand.
Nach andern aber ist er in Durach von der Fahrt abgeworfen worden, und in der Angst, die er hiebei ausgestanden, habe er sich zur Mutter Gottes verlobt und für seine glückliche Errettung und Rückkehr hernach eine Votivtafel in die Kirche zu Schöllang gestiftet. Diese Tafel, die später lange Jahre auf dem Dachboden der Kirche gelegen, ist noch im Besitze eines Schöllanger Bauern, und alte Leute wissen noch gut, wie ehedem der alte Lehrer R. die Geschichte von ihrer Herkunft dutzendemal erzählt hatte. (Tiefenbach, Oberstdorf, Ruben, Schöllang, Fischen)