Christianisierung der Alemannen

Der Hl. Gallus mit seinem Bär gründet das Kloster St. Gallen
Der Hl. Gallus mit seinem Bär gründet das Kloster St. Gallen
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Der "heidnische" Glauben der Alemannen

Die Alemannen glaubten ursprünglich noch an viele Götter. Jeder von ihnen hatte seinen bestimmten Platz im Himmel und in der Natur. Der oberste Gott hieß Wodan. Er war der Gott des Krieges. Ihm zur Seite stand Freia, die Göttin des Herdes und Beschützerin der Familien. Für Recht und Gerechtigkeit sorgte Donar. Daneben gab es noch unzählige Götter, die uns Menschen nicht immer freundlich gesinnt waren. Sie haben sich in unseren Märchen und Sagen erhalten: die Riesen, Zwerge, Nixen, Elfen, Feen und Trolle.
In der Natur fühlten sich unsere Vorfahren ihren Göttern am nächsten. Deshalb bauten sie keine festen Kirchen, sondern suchten sich besonders auffällige Plätze in der Natur, um ihre Götter anzubeten. Vielleicht war die Judenkirche bei Wasach ein solches Naturheiligtum, an dem die Alemannen in Vollmondnächten den Göttern Opfer brachten, in dem sie manchmal sogar Pferden, Rindern und andere Tieren die Häupter abschlugen, um von ihnen Schutz und Hilfe zu erbitten.
Auch unsere Vorfahren glaubten an ein Weiterleben nach dem Tode. Ihr Himmel war jedoch ein genaues Abbild der tatsächlichen Welt. Deshalb nahmen sie auch viele Gegenstände mit ins Grab, die sie im Jenseits gebrauchen konnten. Das höchste Glück für einen alemannischen Krieger war es, in einer Schlacht den Heldentod zu sterben. Denn dann durfte er in der Walhalla Seite an Seite mit seinen Göttern weiterkämpfen.

Christen im Römischen Reich

Die Christianisierung des Imperium Romanum zog sich über viele Jahrhunderte hin. Erst kurz vor Ende des 4. Jahrhunderts erhob Kaiser Theodosius das Christentum zur alleinigen Staatsreligion. In den römischen Provinzen wurden in der Folge eine Reihe von Bischofssitzen, wie Augsburg und Chur, gegründet. In Augsburg wurde beispielsweise die Hl. Afra noch im 5 und 6. Jahrhundert verehrt. Die christliche Kontinuität in den Zeiten der Alemannischen Landnahme ist zwar nicht immer gesichert, es wird jedoch davon ausgegangen. So wird vom Hl. Severin berichtet, wie er der bedrängten provinzialrömischen Bevölkerung in ihrem christlichen Glauben beistand. In Bregenz ging die Christengemeinde im Laufe des 6. Jahrhunderts fast vollständig unter. Im nahen Arbon dagegen blieb sie erhalten.

Bekehrung der Franken

Gegen Ende des 5 Jahrhunderts entschied sich der Frankenkönig Chlodwig, den katholisch christlichen Glauben anzunehmen. Laut einer nichtgesicherten Überlieferung tat er das, nachdem er um 500 in Zülpich die Alemannen vernichtend geschlagen hatte. Natürlich trat mit ihm auch seine große Gefolgschaft dem Christentum bei. Von epochaler Bedeutung war dabei, dass er sich für den katholischen und nicht dem arianischen Glauben, wie die meisten anderen germanischen Stämme, entschied. In Gefolgstreue zu ihrem Herrscher nahm jetzt auch die fränkischen Bevölkerung den neuen Glauben kampflos an. Da Chlodwig und auch seine Nachfolger die Christianisierung jedoch nur passiv begleiteten, dauerte es auch bei den Franken noch einige Jahrhunderte bis sie echte Christen wurden.

Die Missionierung beginnt

Im 6. und 7. Jahrhundert sind die Zeugnisse für ein bewusstes und lebendiges Heidentum der Alemannen dagegen leicht nachweisbar. So wurden im ländlichen Raum noch nahezu alle Toten in Reihengräberfeldern mit Grabbeigaben bestattet. Funde in Sonthofen, Altstätten und Fischen belegen dies auch für unser Gebiet. Die Kirchenorganisation im 6. Jahrhundert war einfach noch nicht in der Lage, eine Missionierung in größerem Stile durchzuführen. Dies änderte zu Beginn des 7. Jahrhunderts, als Columban mit zwölf seiner Schüler, darunter auch Gallus, 591 aus Irland ins Frankenreich aufbrach um Klöster zu gründen.
Anscheinend war die Zeit reif, denn der Zustrom junger fränkischer Adeliger war enorm und in kurzer Zeit wurden im Norden des merowingschen Frankenreiches 3 Klöster gegründet, die der Verfügungsgewalt des Königs Dagoberts I. († 639) unterstanden. Etwa 585 wurde der Bischofssitz von Windisch nach Konstanz - ins Zentrum des Alemannengebietes - verlegt, um die Bekehrung der Alemannen voranzutreiben. Columban unternahm mit einigen seiner Mitbrüder 610 eine Missionsreise in das neugeschaffene Bistum. Da Gallus jedoch erkrankte, blieb er in Arbon am Bodensee. Später baute er in der Nähe eine Zelle und starb wahrscheinlich mit 95 Jahren Mitte des 7. Jahrhunderts als Eremit.
Beschleunigt wurde zu dieser Zeit die Christianisierung durch den Machtzuwachs des fränkisch-alemannischen Adels, der zunehmend den Bau von Kirchen betrieb. Häufig waren das sogenannte Eigenkirchen, die zum Teil aus heidnischen Tempeln zu Kirchen umgewandelt wurden. Der Grundherr und nicht der Bischof bestimmte die Priester, die häufig selbst noch dem alten Glauben zugetan waren.
Erst etwas um 720 wurde dann an der Stelle der Zelle de Hl. Gallsu das Kloster St. Gallen gegründet, das sich, wie wir unten lesen werden, der kirchlichen Durchdringung des alemannischen Allgäus annahm.
Pipin III, der erste Karolinger, beseitigte Mitte des 8 Jahrhunderts das Herzogtum Alemannien und beschnitt damit die Macht der Adeligen. Er gliederte alle Alemannen auf Dauer in das fränkische Reich ein. Klöster und Bistümer wurden unter den Karolingern zu Teilen der Reichskirche, niemand konnte sich mehr der Christianisierung entziehen. Auch wenn sie anfangs nur aufgesetzt war: den Zehnt musste jeder an die Kirche zahlen.

Das Allgäu wird missioniert

Durch die Reihengräberfunde in Sonthofen, Altstätten und Fischen wissen wir sicher, dass sich die Allgäuer Alemannen um 700 noch zu ihren alten Göttern bekannten. Dies blieb so bis Mitte des 8. Jahrhunderts, denn warum sonst sollte der erste sicher nachgewiesene Bischof der Diözese Augsburg Wikterp († um 772) Magnus ins Allgäu* holen. Ungefähr in dieser Zeit wurde übrigens die Iller (und Breitach) als Grenzlinie zwischen dem Bistum Konstanz und Augsburg bestimmt.
Der Benediktiner Mönch aus St. Gallen wurde vermutlich 699 geboren. Er zog zusammen mit dem Mönche Theodor und dem Priester Tozzo um 740 über Bregenz nach Kempten. Dort fanden sie eine verlassene und verödete Stadt vor. Theodor blieb, um ein Kirchlein zu bauen und die Heiden zu bekehren. Diese waren ihm aber so feindlich gesinnt, dass er bald danach an sein Kloster zurückflüchtete. Magnus erreichte voraussichtlich im Jahr 746 Füssen, wo er das Kloster gründete und nach 26-jährigem Wirken 772 verstarb. Im Jahre 747 kamen die Mönche Perechtgoz und Audogar zusammen mit 3 weiteren Mönchen zurück nach Kempten. Sie erstellten eine Uelle aus der später das Kloster Kempten entstand. In der Folge sollen auch im Oberallgäu weitere Zellen, u.a. Agathazell und Rauhenzell, gebaut worden sein, um die Christianisierung, bzw. die Durchdringung der kirchlichen Strukturen voranzutreiben.
* Alle Angaben zum "Apostel des Allgäus" beruhen auf unbestätigtem Material und sind archäologisch nicht gesichert. Den ältesten schriftlichen Beleg stellt eine Lebensbeschreibung dar, die „Vita S. Magni“, die wohl um 895 von einem anonymen Autor verfasst wurde. Sicher ist eigentlich nur, dass er als Einsiedler in der Nähe von Füssen gelebt hat und Mitte des 8. Jahrhunderts starb.

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Judenkirche am Ochenberg
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AR
Die Heilige Afra von Augsburg
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Der Heilige Magnus mit dem Heiligen Gallus
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Das Bistum Konstanz
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Der hl. Magnus bekämpft einen Drachen
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