Mädelegabel (2645 m, Mädelegabel-Gruppe)

Der Allgäuer Hauptkamm mit Trettach, Mädelegabel und Hochfrottspitze
Der Allgäuer Hauptkamm mit Trettach, Mädelegabel und Hochfrottspitze
Oskar Fischer

Dieser Grenzberg ist der mittlere der drei Gipfel des Allgäuer Hauptkammes - Trettach, Mädelegabel, Hochfrottspitze - und eines der bekanntesten Bildmotive in den Allgäuer Alpen. Besonders beeindruckend ist der Blick von Einödsbach aus. Auf der Südostseite befand sich bis vor wenigen Jahren die "Schwarze-Milz", ein kleiner Gletscher. Es war der einzige in den Allgäuer Alpen.

Erst seit 1961 ziert ein fünf Meter hohes Kreuz, das eine Gruppe der Kolpingfamilie Gersthofen stiftete, den Gipfel.

Einen interessanten und lesenswerten Artikel mit dem Titel „Eine Seilbahn zur Mädelegabel“ veröffentlichte Adolf Althaus im Heft 49 „Unser Oberstdorf“. Dabei stellte er ein Projekt vor, das der gebürtige Oberstdorfer Hans Kaiser 1956 der Öffentlichkeit präsentierte.

Name:

Der Name muss ursprünglich in Verbindung mit den anderen beiden Gipfeln gesehen werden, denn wie Gabeln ragen diese 3 Spitzen über der Mädele-Alpe empor. Groß schreibt 1856: „und am westlichen Rande des Kratzers starren die Hörner des Mädeli empor“.

Erschließung:

Die Mädelegabel wird meist in Verbindung mit dem Heilbronner Weg bestiegen, der die Rappenseehütte mit der Kemptener Hütte verbindet. Auch vom Waltenberger Haus führt ein Weg durch die Bockkarscharte herauf. Beim höchsten Punkt des Schwarz-Milz-Ferners beginnt der leichte Normalaufstieg, der nur am Gipfel etwas Kletterei verlangt.

In der Karte, die dem Buch von Enzensberger beiliegt, ist auch eine Aufstiegsspur durch die Trettachrinne eingezeichnet, die ziemlich weit oben die wilden Gräben quert und am Kratzerjoch und an der Schwarzen Milz auf den Normalweg stößt.

Besteigungsgeschichte:

Stützle und Cammerer beschreiben eine Bergfahrt im Jahre 1811 durch den Immenstädter Landgerichtsphysikus Dr. Bernhard Zör. Dabei wird ausführlich sein Besuch des "Schwarzen-Milz-Ferners" behandelt und Cammerer verweist auch noch auf die „großartigsten An- und fernsichten“, was indirekt eine Gipfelbesteigung voraussetzt. Spiehler nimmt dagegen für sicher an, dass die Mädelegabel bei Vermessungsarbeiten in den Jahren 1818/1819 und bei Arbeiten der Grenzkommission im Jahre 1835 bestiegen wurde. Auf jeden Fall kletterte Baptist Schraudolph nach seinen Angaben im Jahre 1836 auf die Mädelegabel, weil ihn eine Signalstange der Vermesser der Grenze von 1835 neugierig machte. Im Laufe seines Bergführerlebens geleitete er dann 416 Bergtouristen auf den Gipfel. Der erste Tourist auf dem Gipfel war Professor Sendtner im Jahre 1852. Sein damaliger Führer war eventuell Vinzenz Schraudolph von Einödsbach, ein Vetter Baptists, der jedoch schon 1858 im Bacher Loch abstürzte. Interessant ist die damalige Aufstiegsroute, die von der Oberen Mädelealpe nördlich des Kratzers zum Kratzerjoch führte. Auch Gross, begleitet von einem unbenannten Führer, wählte 1854 diese Route beim Aufstieg, jedoch beim Abstieg die bequemere Route südlich des Kratzers.

Über eine dramatische und glückliche Bergrettung aus dem Jahr 1903 berichtet Förderreuther in seinen „Bunten Blättern“[1]. Ein  Kemptner Vikar und eine Begleiterin hatten sich beim Abstieg vom Gipfel verstiegen und gerieten in die Trettachrinne. Dort verbrachten sie zwei Tage und wurden dann über den Nordostgrat aus ihrer misslichen Lage befreit.

Fußnote:

[1] Bunte Blätter S. 80ff

Postkarte um die Jahrhundertwende
Postkarte um die Jahrhundertwende
AR
Die Schwarze Mil an der Mädelegabel - damals noch ein Gletscher
Die Schwarze Mil an der Mädelegabel - damals noch ein Gletscher
AR